Die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Deutungskämpfen um Migration, Ethnizität und Rassismus gehört seit den 2010er Jahren zu den prägendsten, aber auch umstrittensten Tendenzen des Gegenwartstheaters. Die hier vorgelegte Studie geht von der Einsicht aus, dass sich die Potentiale und Ambivalenzen postmigrantischer und rassismuskritischer Theaterarbeiten besonders häufig in komischen Darstellungsformen manifestieren. In kritischer Erweiterung der in jüngster Zeit wieder verstärkt geführten Debatte um das Politische in den performativen Künsten unternimmt sie eine Neubestimmung eines vieldiskutierten Topos der Komik- und Lachtheorie: der notorisch ungesicherten Unterscheidung von Mit- und Auslachen, Komik und Lächerlichkeit. Ausgehend von dieser komischen Differenz entfaltet die Studie eine Theorie politischen Theaters, die sich im Überschneidungsbereich von Theatralitätsforschung, postfundamentalistischer Gesellschaftstheorie und marxistischer Hegemonietheorie situiert.
Hans Roth
Die komische Differenz
Zur Dialektik des Lächerlichen in Theater und Gesellschaft
Kulturen des Komischen Band 9
2022
ISBN 978-3-8498-1816-6
433 Seiten
kartoniert
Hans Roth studierte Theater- und Politikwissenschaften und ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich 1171 Affective Societies der Freien Universität Berlin, wo er mit einer Studie über die politischen Ambivalenzen des Komischen in einer postmigrantischen und postfundamentalistischen Gesellschaft promovierte. Sein aktuelles Projekt widmet sich dem Spannungsverhältnis von theatraler und politischer Kollektivität im Theater der DDR. Forschungsinteressen: Politisches Theater im 20. und 21. Jh., (proletarische) Massenkultur und (bürgerliche) Autonomieästhetik, Fragen des institutionellen Wandels.
Leseprobe: lp-9783849818166.pdf
[...] The sophisticated arguments Roth makes in „Die komische Differenz“, on behalf of interpreting ambigous contemporary humor performances from post-fundametalist perspective, will be valuable for humor scholars looking for new ways to understand how humor functions in contemporary artworks - not only German-languages ones. [...]
Jill E. Twark in „Monatshefte“ (Vol. 117, No. 1, 2025)
[…] Das Buch zeichnet sich neben einer stets klaren Theorie- und Begriffsarbeit und einer ausgesprochen angenehm zu lesenden Sprache vor allem durch ein gelungenes Gleichgewicht aus: So halten sich systematisch-theoretischer Zugang, brillante Fallstudien und historisierende Perspektiven die Waage und lassen die politische Dimension postmigrantischer Komik als Geschichte der Gegenwart erscheinen. Dass die in der Theaterwissenschaft lange Zeit vernachlässigte Komik damit wieder ins Blickfeld der Theoriebildung rückt, ist ein großes Verdienst von Hans Roth.
Benjamin Wihstutz in „Forum Modernes Theater“ (34/2, 2024)
Kulturen des Komischen Band 9
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