Georg Weerths „Englische Reisen“ entstanden während seines Aufenthalts in der englischen Textilmetropole Bradford in den Jahren 1843 bis 1847. Sie werden hier zum ersten Mal nach dem Erstdruck und in der ursprünglichen Anordnung präsentiert. Weerth arbeitete in Bradford im Büro einer Woll- und Kammgarnhandlung, las in seiner freien Zeit intensiv englische Literatur von Oliver Goldsmith über Charles Dickens, Laurence Sterne u.a. Daneben studierte er eifrig die „Times“, das Chartistenblatt „Northern Star“ und ganz begeistert das Satireblatt „Punch“. Sofort beginnt er – ganz im Stile von Heinrich Heine – Reiseskizzen und Berichte und Reportagen zu schreiben. In seinen Texten besucht Weerth mit seinen Lesern ein typisch englisches Weihnachtsfest, führt ihn in eine Boxbude auf dem Jahrmarkt und schließlich zu einer Klettertour auf den Snowdon, den höchsten Berg Englands. Den Höhepunkt bildet seine Beschreibung eines traditionellen „Blumen-Festes“ englischer Arbeiter. Im abschließenden Fragment liefert Weerth eine der schönsten Hymne auf sein Vorbild Heinrich Heine: „Hierauf der Heine, […] den liebe ich, – der einzige lebende Poet […], den ich beneide, der einzige, dem ich den Tod wünsche, weil er mein größter Konkurrent ist. Ich versichere Ihnen, ich hasse den Heine – ach nein! ich liebe ihn nur zu sehr.“
Georg Weerth
Englische Reisen
Reiseskizzen und Reportagen 1843 bis 1847
Herausgegeben und erläutert von Bernd Füllner
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 97
Reihe Texte Band 51
2022
ISBN 978-3-8498-1807-4
222 Seiten
kartoniert
Dr. Bernd Füllner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Bandbearbeiter an der Histor.-kritischen Düsseldorfer Heine-Ausgabe, Projektleiter der Digitalisierungsprojekte „Heinrich-Heine-Portal“ und des „Grabbe-Portals“; Lehrbeauftragter an der Bergischen Universität Wuppertal. 1. Vorsitzender des Forum Vormärz Forschung e.V. und Mitglied der Literaturkommission Westfalen.
Leseprobe: lp-9783849818074.pdf
[...] Georg Weerth trat stets für die heute viel beschworene Menschenwürde ein, und das nicht nur als politischer Feuilletonist in der damaligen Presse, sondern auch in seinen anderen Werken, die oft von einem humoristisch-sarkastischen Stil geprägt sind, der sich sonst nur bei seinem Zeitgenossen Heinrich Heine (1797–1856) finden lässt [...]. Es ist das Verdienst Füllners, dass die dargebotenen Texte in chronologischer Folge in Gestalt der Erstdrucke nun endlich erscheinen können [...] Angereichert ist die Ausgabe des Aisthesis Verlags nicht nur durch ein umfangreiches Personenverzeichnis, sondern auch durch einen „Apparat“, der zwölf Abbildungen enthält: historische Radierungen von Städten und Landschaften, die von Weerth erwähnt werden sowie einige charakteristischen Zeichnungen aus dem „Punch“ und dem „Gesellschaftsspiegel“. [...]
Ulrich Klappstein in „literaturkritik.de“ (Mai 2022)
[Es] bleibt zu konstatieren, daß Bernd Füllner mit den England-Berichten von Georg Weerth eine wichtige Quellenpublikation vorgelegt hat, die zugleich dazu auffordert, sie zum Ausgangspunkt weiterführender Untersuchungen zu machen.
Uwe Hentschel in „Informationsmittel (IFB): digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft“ (August 2022)
Zur vollständigen Rezension: http://www.informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=11624
[...] Scherzhafte Reisen, der Kolumnen-Titel in der Kölnischen Zeitung, täuscht [...] durchaus, denn die dargestellten Realitäten sind vielfältig und trotz aller Ironie auch verstörend. Bestens erschlossen werden sie durch die ebenso knappen wie präzisen Kommentare und Bilddokumente des Herausgebers, die Grundlage für ein neues, bislang weniger bekanntes Bild des Britannien-Reisenden Georg Weerth bieten.
Alexander Košenina in „Zeitschrift für Germanistik“ (3/2022)
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 97
Reihe Texte Band 51
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