Am 4. Juni 2021 jährt sich der Todestag des bedeutenden Philosophen, Literaturhistorikers und politischen Theoretikers Georg Lukács (1885-1971) zum 50. Mal. Wenige Monate vor seinem Tod hat Lukács unter dem Titel »Gelebtes Denken« Notizen zu seinem Leben und Schaffen niedergeschrieben, die dann in anschließenden Gesprächen mit seinen Schülern konkretisiert und erweitert worden sind und die auch noch die heutige Leserschaft, die darin eine faszinierende Jahrhundertbiographie erkennen kann, in den Bann ziehen.
Georg Lukács
Gelebtes Denken
Mit einem Beitrag von Agnes Heller und einem Nachwort von Werner Jung
2021
ISBN 978-3-8498-1732-9
222 Seiten
kartoniert
Georg Lukács (1885-1971), ungar. Philosoph, Literarhistoriker und politischer Theoretiker, seit 1918 Mitglied der ungar. KP, stellvertretender Volkskommissar für dasUnterrichtswesen in der Räterepublik 1919, Emigration nach Wien, Berlin und Moskau, nach dem II. Weltkrieg Prof. in Budapest, führendes Mitglied des Petöfi-Klubs und beteiligt am Ungarnaufstand 1956. Einflußreichster Theoretiker der ›Neuen Linken‹.
Leseprobe: lp-9783849817329.pdf
Der Text ist kurz, aber voller interessanter Beobachtungen. In seinen letzten Lebensjahren soll Georg Lukács gelacht haben, wenn seine Schülerinnen und Schüler widersprachen und marxistische Positionen in Frage stellten. […] Auch die rund 150-seitigen autobiographischen Gespräche lohnen die (Wieder-)Lektüre. Sie erzählen von der Vergangenheit, von Hoffnungen und Kämpfen, von taktischen Erwägungen und Begegnungen. […] Die Gespräche sind ernüchternd, weil sie kaum Anknüpfungspunkte für eine freiheitliche Transformation des Marxismus bieten. Sie sind als historisches Zeugnis eines Zeitzeugen bedeutsam, von der heutigen globalisierten, nicht mehr in Blöcke aufgeteilten Welt, in der ein parteilich organisierter Marxismus kaum mehr eine Rolle spielt, sind sie jedoch weit entfernt, von den Problemen, die diese Welt beschäftigen, ganz zu schweigen. Die Gespräche zeigen, wie unabhängige Philosophie, wie Wissenschaft bei Vorliegen politischer Interessen und auf der Grundlage einer „wissenschaftlich“ genannten Weltanschauung nur schwer möglich ist.
Wolfgang Hellmich in „Philosophisches Jahrbuch 128. Jahrgang / II (2021)“
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