Science-Fiction-Literatur aus Westfalen? Gibt es die überhaupt? Das Thema scheint nicht zur hiesigen Region zu passen. So dachten wohl viele. Denn in einschlägigen Kompendien findet es nicht statt. Dabei ist es ergiebig. Westfälische Autoren waren überall dabei, prägten das Genre auf ihre Weise mit. Und bereicherten es durch oft skurrile Spezifika: Welche andere Region kann schon mit einem Science-Fiction-Stoff in Plattdeutsch aufwarten, mit Science-Fiction in Form von Terzinen, als Anarcho-Comic oder als Superheld von nebenan mit hohem Schmusewert? Ansonsten befinden wir uns in einem Gemischtwarenladen, der vom Grusel-Schocker bis zur gesellschaftlich relevanten Dystopie, vom Trash bis zum tiefenpsychologischen Experiment alles im Angebot hat – ein buntes Mixtum aus Megasellern, Jugendsünden, hochambitionierten Weltverbesserungsfantasien, philosophischen Weltuntergangsszenarien bis hin zu Provokationen und übermütigem Nonsens. Literatur in ihrer ganzen Vielfalt also.
Auf jeden Fall ist Science-Fiction-Literatur ein Phänomen. Ihre Verbreitung gehorcht bestimmten Mechanismen und ausgeklügelten Distributionswegen. Was führte zu ihrem Erstarken in den 1950er Jahren? Welche Rolle spielten dabei Leihbibliotheken, die besonders zahlreich in Westfalen anzutreffen sind? Antworten auf solche Fragen gewähren Aufschluss über Mechanismen eines literarischen Marktes, auf dem sich Nerds und Enthusiasten ebenso tummeln wie »ernsthafte Wissenschaftler«. Das gilt auch für die erfolgreichste Weltraumserie aller Zeiten, »Perry Rhodan«, an der gleich mehrere westfälische Autoren mitschrieben und die nach wie vor jede Woche neu am Kiosk auf spannungshungrige Leser wartet.
Walter Gödden
Aliens welcome!
Science-Fiction-Literatur aus Westfalen 1904-2018
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, Band 80
2019
ISBN 978-3-8498-1393-2
604 Seiten
kartoniert
Leseprobe: lp-9783849813932.pdf