Jenny Aloni (1917-1993), geboren als Jenny Rosenbaum in Paderborn/Westfalen, wandte sich bereits als Schülerin dem Zionismus zu. 1939 verließ sie das nationalsozialistische Deutschland und wanderte nach Palästina aus. Sie erlebte den schwierigen Weg des Landes vom britischen Mandatsgebiet zum selbständigen Staat Israel sowie die ersten 45 Jahre von dessen wechselvoller, von Kriegen und Konflikten geprägter Geschichte.
Bereits früh begann Jenny Aloni zu schreiben: Gedichte, Erzählungen, später auch Romane, ihr Leben lang Tagebuch. Sie schrieb aus der Perspektive einer Frau, einer Jüdin, einer Überlebenden, als kritische Beobachterin ihrer neuen wie ihrer früheren Heimat: über das Leben, die Menschen, den Alltag, die sozialen Probleme Israels sowie über die nationalsozialistischen Verbrechen und den Umgang damit im Deutschland der Nachkriegszeit. Zunächst wurde sie als die wichtigste Stimme der deutschsprachigen Literatur Israels bezeichnet; heute gilt sie darüber hinaus als eine der bedeutendsten Exilautorinnen und deutsch-jüdischen Schriftstellerinnen ihrer Generation.
Die Monographie entwickelt – aus den literarischen Texten, den Tagebüchern und zahlreichen unbekannten Materialien aus dem Nachlass – eine erste ausführliche Gesamtdarstellung des vielseitigen Werkes von Jenny Aloni sowie ihres spannenden und spannungsreichen Lebens. Über 50 Fotografien und Lebensdokumente ergänzen den Band.
Hartmut Steinecke
„Um zu erleben, was Geschichte ist, muss man Jude sein“
Jenni Aloni - eine deutsch-jüdische Schriftstellerin
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, Band 70
2017
ISBN 978-3-8498-1227-0
280 Seiten
kartoniert
Hartmut Steinecke, emeritierter Professor der Universität Paderborn, Gründer und Leiter des »Jenny-Aloni-Archivs«, ist Herausgeber der »Gesammelten Werke« und der Tagebücher der Schriftstellerin sowie ihres Briefwechsels mit Heinrich Böll. Seine jahrzehntelange Beschäftigung mit deutsch-jüdischer Literatur zeigen u.a. seine Bücher über Heinrich Heine und Hermann Broch sowie über die Shoah und die jüdische Gegenwartsliteratur.
Leseprobe: lp-9783849812270.pdf
[...] Die Monographie entwickelt – aus den literarischen Texten, den Tagebüchern und zahlreichen bisher unbekannten Materialien aus dem Nachlass – eine erste ausführliche Gesamtdarstellung über Leben und Werk der Autorin, deren 100. Geburtstag im Herbst in Paderborn mit zahlreichen Veranstaltungen begangen wird. Der Verfasser der Monografie, Hartmut Steinecke, ist emeritierter Professor der Universität Paderborn.
Buchtipp in „Westfälische Nachrichten“ (24.7.2017)
Eine Überblicksdarstellung dieser Art fehlte bislang. Sie gewährt Einblicke in ein Leben, das viele Wendungen nahm und weit über den regionalen Literaturkontext hinausweist. Das 280-seitige Werk reflektiert auch relevante Kapitel der Kultur- und Rezeptionsgeschichte. [...] Hartmut Steineckes Jenny-Aloni-Biografie ist ei eindrucksvolles Buch über eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Sie ist zugleich das folgerichtige Ergebnis einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit der Literatur in der Shoa.
Walter Gödden in „Westfalenspiegel“ (5/2018)
Fußend auf seiner mehr als 30-jährigen Herausgebertätigkeit von A.s Tagebuch, Gedichten, Erzählungen und Romanen hat der Verf. über den Nachweis der Reziprozität von faktischer Dokumentation und literarischer Kontextualisierung die erste umfassende Biografie A.s vorgelegt. Erst dieser Gesamtüberblick lässt die Sonderstellung A.s in der deutschjüdischen Literatur des 20. Jh.s erkennen. [...] Als Grund für die verzögerte Rezeption führt der Verf. einerseits die fehlende Bereitschaft der allgemeinen deutschen Bevölkerung an, die Gesamtschuld an den Nazi-Verbrechen, denen die nächsten Verwandten der Autorin zum Opfer gefallen sind, anzuerkennen, und zum anderen das fehlende Interesse an einer literarischen Darstellung israelitischer Verhältnisse, die die komplementäre Thematik zu der Deutschland-bezogenen repräsentiert.
Klaus Weissenberger in „Germanistik“ (2019 Band 60 Heft 1-2)
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, Band 70