Das Feuilleton ist einer der wichtigsten Schauplätze der Literatur und Kultur der Weimarer Republik. Im Exil sind Zeitungen und Zeitschriften wichtige Kommunikationsmedien der exilierten deutschen Intelligenz. Die Zeitungen, Illustrierten und Zeitschriften hatten in der Weimarer Republik ihre erste große Konjunktur und bestimmten den Kulturbetrieb der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auf ihren Kulturseiten wurden neue literarische Formen wenn nicht erfunden, so doch weiterentwickelt und erfolgreich umgesetzt. Zeitung, Illustrierte und Zeitschrift waren vergleichsweis neue, vitale Medien: Gerade Zeitungen oder die monatlich erscheinenden Illustrierten, die für ein Spartenpublikum konzipiert waren, boten neue Plattformen, die die zahlreichen Autorinnen und Autoren der Weimarer Republik zu nutzen wussten. Heraus kam Literatur, in vielen Fällen große Literatur, fast immer aber finden sich hier sehr vitale Texte, in denen die Dynamik des frühen 20. Jahrhunderts erkennbar wird. Und hier wird auch erkennbar: Die Weimarer Republik hat sich nicht kampflos aufgegeben, sie hat um sich und ihre Identität und ihren Bestand gestritten. Wenn man von so etwas wie einer intellektuellen Öffentlichkeit ausgehen kann, dann waren in ihr schon früh alle Facetten erkennbar, die eine moderne Gesellschaft ausmachen, eben nicht nur die erstrebenswerten und angenehmen, die uns heute noch so sehr gefallen, dass wir uns in ihnen wiedererkennen. Sondern eben auch jene Seiten, die den Abgrund erkennen lassen, in denen dann die deutsche Gesellschaft stürzen würde, politisch, gesellschaftlich, kulturell und moralisch. Aber das eine ist ohne das andere nicht zu haben.
JUNI
Magazin für Literatur und Kultur
Heft 51/52 (Jahrgang 2015/2016):
Weibisch, frankophil und (nicht nur) von Männern gemacht
Denkbilder, Schmuck- und Fundstücke, Randständiges, Hauptsächliches, Amüsantes und Bedenkliches aus der Geschichte des Feuilletons im frühen 20. Jahrhundert
Herausgegeben von Werner Jung und Walter Delabar
2016
ISBN 978-3-8498-1157-0
ISSN 0931-2854
360 Seiten
kartoniert
im Abonnement 25€
Leseprobe: 9783849811570.pdf
[...] auch die aktuelle Doppelnummer des JUNI [macht] ihrer Selbstbezeichnung als „Magazin“ wieder alle Ehre: Bisweilen nahe am Sammelsurium, ohne diese Nähe in einen Nachteil ausschlagen zu lassen (im Gegenteil), speichert es buchstäblich einen reichhaltigen Vorrat an Lesefrüchten und Miszellen, Ausgrabungen und Wiederentdeckungen aus dem weiten Feld der Journalliteratur und benachbarter Gebiete vorwiegend aus der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. „Randständiges“ und „Hauptsächliches“ wohnt hier ebenso nahe beieinander wie der wissenschaftliche Fachbeitrag und die essayistische Plauderei über philologische Entdeckerfahrten. [...] Eine Besprechung des aktuellen JUNI-Magazins wäre unvollständig, würde sie auf die Widmung vergessen, die der Nummer vorangestellt ist: „Für Gregor Ackermann zum 65. Geburtstag“. Der Band präsentiert sich damit auch als eine Art Festschrift für einen bibliographischen Schatzgräber (und Mitherausgebers des JUNI-Magazins), dem sich ein wesentlicher Teil der Beiträger dankbar verpflichtet weiß: Nicht wenige haben von den ebenso beharrlichen wie findefreudigen Grabungsarbeiten des Geehrten in der unübersichtlichen Presselandschaft des frühen 20. Jahrhunderts profitiert. Wer sich mit Literatur und Publizistik dieses Zeitabschnitts editorisch und/oder bibliographisch befasst, wird Gregor Ackermann zweifellos kennen – ihn an dieser Stelle vorzustellen, hieße mithin Eulen nach Athen tragen. Zumal auch der Rezensent zu den dankbaren Nutznießern der wiederholt angesprochenen Uneigennützigkeit des Jubilars zählt (im Rahmen seiner personalphilologischen Beschäftigung mit Ernst Toller), darf er sich gleichwohl mit gehöriger Verspätung seinerseits in den Chor der Gratulanten einreihen – und im Übrigen auf die beiden Würdigungsartikel der Herausgeber verweisen, die den Band beschließen.
Michael Pilz in „Zeitschrift für Germanistik“ (2-2017)
JUNI. Magazin für Literatur und Kultur
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