Obwohl Hölderlin seinem Vorbild Schiller gerne als gleichberechtigter Gesprächspartner begegnen würde, bleibt er in den Augen seines Mentors lediglich ein ungelehriger Schüler, der ihn immer wieder enttäuscht.
Zwar gelingt es Hölderlin nicht, sich im persönlichen Umgang gegen diese demütigende Behandlung zu wehren, doch auf dem Feld des Ästhetischen fordert er seinen Lehrmeister schließlich zum Kampf heraus, indem er in seinem »Hyperion« dessen zentrale Ideen aus den gerade erschienenen Briefen über die »Ästhetische Erziehung des Menschen« aufgreift und überbietet. Dabei setzt Hölderlin Schillers Programm einer autonomen Kunst die Idee einer Dichtung entgegen, die zu einer Revolution in allen Lebensbereichen führen soll.
Lars Meier
Konzepte ästhetischer Erziehung bei Schiller und Hölderlin
2015
ISBN 978-3-8498-1092-4
397 Seiten
kartoniert
Lars Meier studierte Germanistik und Philosophie in Tübingen und Bonn und promovierte mit der vorliegenden Arbeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn im Fach Neuere Deutsche Literatur.
Leseprobe: 9783849810924.pdf
L. Meiers Studie geht von der These aus, dass Hölderlins Hyperion als »›Kampfansage‹« (56) an Schillers Briefe Ueber die ästhetische Erziehung entstanden sei. [...] Auch wenn die Untersuchung [...] weitgehend werkimmanent argumentiert, ist sie aufgrund der textnahen Darstellung eine gewinnbringende Lektüre, um die Grundlegung der Diskussionen um eine ästhetische Erziehung zu verstehen.
Moritz Strohschneider in „Germanistik“ (2020, Heft 1-2)