Die vorliegende Edition bietet erstmals eine vollständige und kommentierte Ausgabe der Romane von Johann Moritz Schwager (1738-1804). Der Theologe, Publizist, Reise- und Romanschriftsteller war Verfechter der Aufklärung und eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der westfälischen Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts. Neben Johann Heinrich Jung-Stilling und Justus Möser hat kein anderer westfälischer Literat ein derart umfangreiches und von Zeitgenossen breit rezipiertes Werk vorgelegt.
Schwager war ein rhetorisch versierter Autor, der mit spitzer Feder und sicherem Gespür für satirische Schärfe jene Themen kritisch aufspießte, die ihm ein Dorn im Auge waren und unter Zeitgenossen kontrovers debattiert wurden, zum Beispiel alle Ausprägungen von Irrationalismus und Aberglauben, die Vergabepraxis kirchlicher und weltlicher Ämter, die Engstirnigkeit und Bildungsrenitenz sowie gefühlsselige Schwärmerei.
Johann Moritz Schwager
Sämtliche Romane und eine Reisebeschreibung
Herausgegeben von Walter Gödden, Peter Heßelmann und Frank Stückemann
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, Band 54
Reihe Texte Band 24
2013
ISBN 978-3-8498-1006-1
2 Bde, zus. 1254 Seiten
kartoniert
Leseprobe: 9783849810061.pdf
Eine preisenswürdige Wiederentdeckung aus dem Aufklärungszeitalter! […] Fürwahr, eine Rehabilitation ist überfällig. Denn bereits zu Lebzeiten (und noch fernerhin) zog Schwager sich kaum minder als Lessing den Haß einflussreicher klerikaler und sonstiger Gegenaufklärer zu, da er den zeitgenössisch sogenannten Obskurantismus unnachsichtig bekämpfte und anders thematisiert, indes intentional gleichartig Lessings aufsehenerregenden Fragmentenstreit fortführte. Schwager gehörte zu jenen (Spät-)Aufklärern, die Aufklärung als eine gesamtgesellschaftliche, alle Lebensbereiche umfassende Reformbewegung verstanden und dementsprechend nicht bei wissenschaftlich-theoretischen Disputen stehenblieben, sondern mit steter Kritikbereitschaft gemeinsinnige, lebenspraktische und volksaufklärerische Bestrebungen verfolgten, die sie in vielerlei Formen belletristischer und publizistischer Literatur äußerten. […] Die überaus zu begrüßende Lese- und Studienausgabe der Romane und der Reisebeschreibung Schwagers fügt sich organisch einigen Editionen an, durch die aufklärerische Romanciers überregionaler Bedeutung wie Wezel, Sophie von La Roche (Reprints in Einzelbänden) und Rebmann zu neuer Resonanz und verstärktem Forschungsinteresse kamen. Schwager, mit den drei Genannten von gleichem Rang, ist dies ebenfalls sehr zu wünschen.
Wolfgang Albrecht in „IFB“ 21 (2013),4[03]
Die vollständige Rezension: http://ifb.bsz-bw.de/bsz392356112rez-1.pdf?id=6244
[...] Wer sich über diese Zeit humorvoll und gebildet, mit Wissen und Witz aus der Sicht eines spätaufklärerischen, mit reichen Kenntnissen in vielen Fachgebieten seiner Zeit ausgestatteten Pfarrers orientieren will, findet hier reichlich Stoff direkt aus den Quellen jener Zeit.
Christof Windhorst in „Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte“ (Band 111, 2015)
Die Romane, im Modus der Satire mit Ironie und Spott, lassen Menschen auf der bunten Bühne des Lebens ihre Verhältnisse darstellen, um Aberglauben, Obskurantismus, Heuchelei, Dummheit, Bigotterie, falsche Frömmigkeit und Schwärmerei zu benennen und eklatante Missstände im Schul- und Bildungswesen sowie in der Kirche, um Bildungsignoranz, Korruption und Pfarrschacher zu bekämpfen. [...] Schwager ging es positiv um die Befreiung der menschlichen Vernunft von falschen Vorstellungen und Bindungen, um Aufklärung und Bildung des Volkes und ihrer Lehrer und Prediger, um eine philanthropische Gesinnung, das Leben in Nächstenliebe zum Nutzen des Gemeinwohls zu führen. [...] Wer sich über diese Zeit humorvoll und gebildet, mit Wissen und Witz aus der Sicht eines spätaufklärerischen, mit reichen Kenntnissen in vielen Fachgebieten seiner Zeit ausgestatteten Pfarrers orientieren will, findet hier reichlich Stoff direkt aus den Quellen jener Zeit.
Christof Windhorst in „Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte“ (Band 111/2015)
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, Band 54
Reihe Texte Band 24
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