dem leben aus dem wege gehen
seit einigen jahren galt sein sinnen der beantwortung der frage wie man aus dem leben herauskommen ihm gleichsam aus dem wege gehen könnte nicht in form des todes auch nicht in gestalt eines exils sondern inmitten gleichsam im vollen vollzug parallel leben mit blick auf das leben aber eben in einer anderen gestalt oder enklave aber es war ihm natürlich klar dass der blosse gedanke an eine solche möglichkeit diese sogleich widerlegte das machte wohl den reiz dieser frage aus die keineswegs als gedankenspiel abgetan werden konnte dazu war das problem zu schwerwiegend vielmehr machten solche überlegungen überdeutlich wie begrenzt ja beengt leben ist oder was wir so nennen weil wir ja nicht wissen was wir so nennen aus beschränkung und mangelnden fähigkeiten die sich in erschreckendem maße demonstrieren am versuch die frage zu beantworten wie wir es bewerkstelligen könnten dem leben aus dem wege zu gehen
Andreas Grunert / Siegfried J. Schmidt
lebens listen
Bücher der Nyland-Stiftung, Köln
Herausgegeben von Walter Gödden
Neue westfälische Literatur, Bd. 19
2013
ISBN 978-3-89528-988-0
70 Seiten, farb. Abb.,
Klappbroschur
Andreas Grunert, geboren 1947, Maler und Zeichner
1969 – 1974 Studium der Malerei an den Akademien der Bildenden Künste in Stuttgart und Wien
zahlreiche Stipendien und Ausstellungen im In- und Ausland
1986 Villa Romana Preis Florenz
Siegfried J. Schmidt, geboren 1940, Wissenschaftler und Schriftsteller
Studium der Philosophie, Germanistik, Linguistik, Geschichte und Kunstgeschichte
Professuren an den Universitäten Bielefeld, Siegen und Münster
zahlreiche wissenschaftliche und literarische Publikationen; Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Gastprofessuren im In- und Ausland
letzte literarische Publikationen: an den windstillen vorbei, Bielefeld 2010; das projekt, Klagenfurt, Graz, Wien 2010; Lesebuch S J Schmidt, Bielefeld 2012
Leseprobe: 9783895289880.pdf
Um es gleich vorweg zu nehmen: Hier ist ein kluges und schönes Buch (nein, ein Büchlein) anzuzeigen. Klug sind die poetischen Gedanken, die der Kommunikationswissenschaftler und Schriftsteller Siegfried J. Schmidt in konsequenter Kleinschreibung formuliert, und schön und nobel ist die großzügige typografische Gestaltung, die diesen Texten Raum zur Entfaltung gibt. Andreas Grunert hat den streng konzeptionellen Texten jeweils Zeichnungen beigesellt, die Geist, Stimmungen und Gefühle sprechend in grafische Bilder transformieren. Der von unbekannter Hand an einer Leine geführte Esel liefert aus gutem Grund das metaphorische Leitmotiv für die Umschlaggestaltung. So ist hier in Zeiten technokratischer Machbarkeit und rationaler Effizienz ein bibliophiles »Libretto« entstanden, das all jenen Freude machen wird, die in Büchern mehr sehen als Kompendien bedruckten Papiers. Die von der Nyland-Stiftung edierte Reihe »Neue westfälische Literatur«, in der dieser Band jetzt als Nr. 19 erschienen ist, macht Lust auf mehr!
Volker Jakob in „Westfalenspiegel“ (3, 2013)