1 Ergebnis |
Gedichte haben Heiner Müller stets begleitet. Bereits in den fünfziger Jahren entstanden eine Anzahl von Gedichten, von denen allerdings nur wenige in der DDR veröffentlicht wurden. Den ganzen Umfang seines etwa 320 Gedichte umfassenden Werks machte erst deren posthume Herausgabe im ersten Band der neuen Werkausgabe sichtbar.
Die vorliegende Untersuchung stellt die Gedichte erstmals im Kontext ihrer Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte vor. Es werden rund fünfzig Gedichte in Form von Reihen, Zyklen und dramatischen Montagen ausführlich kommentiert. Von entscheidender Bedeutung ist dabei Müllers Umgang mit der Geschichte als Zeiterfahrung. Durch ihn lassen sich seine Texte als fortgesetzte Versuchsreihe einer Vermittlung zwischen Geschichte und Gegenwart im Spannungsfeld von Politik und Kunst betrachten. Besondere Beachtung schenkt die Studie den lebenslangen Bezügen Müllers auf bestimmte Motive, Werke und Autoren, allen voran Bertolt Brecht. Dargestellt wird, wie der Autor in seinen Gedichten Metaphern für seine spezifischen Leseakte findet, die spätere dramatische Bearbeitungen oft schon im Kern enthalten. Die beiden Leitmotive seines späten Gedichtswerks sind die Beschäftigung mit der deutschen Wiedervereinigung vor dem Hintergrund der römischen Geschichte und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod. Diese ‚Abschiedstexte‘ stellen ein, in dieser Form wohl einzigartiges, lyrisches Vermächtnis dar.
Marcus Kreikebaum
Heiner Müllers Gedichte
2003
ISBN 978-3-89528-385-7
399 Seiten
kartoniert
Marcus Kreikebaum (geb. 1964) promovierte mit dieser Untersuchung im Rahmen des Graduiertenkollegs „Zeiterfahrung und ästhetische Wahrnehmung“ an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Von 1999-2001 war er als Schauspieldramaturg am Staatstheater Darmstadt tätig. Seitdem arbeitet er als freier Dramaturg, Autor und Redakteur.
[Die vorl. Studie macht] das Einzelgedicht jeweils als Element eines in verschiedenen Schichten sich vollziehenden künstlerischen Arbeitsprozesses begreifbar.
Norbert Otto Eke in „Germanistik“ (2003, Heft 3-4)
1 Ergebnis |