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Gegenstand dieser literatur- und kulturwissenschaftlichen Studie sind Rolf Dieter Brinkmanns (1940-1975) posthum erschienene Collagebände »Rom, Blicke«, »Erkundungen für die Präzisierung des Gefühls für einen Aufstand« sowie »Schnitte«.. Sie zeugen von einem tiefgreifenden Umbruch im Leben und Schreiben Brinkmanns, der sich –beginnend 1971 mit der Arbeit an den »Erkundungen« – von seiner Beat- und Popvergangenheit distanziert und in einer schwierigen Phase der Neuorientierung steht. Die Collagebände belegen eine tiefgreifende Krise der Wahrnehmung in den mediatisierten Großstadtlandschaften im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Zugleich wird das Medium der Sprache von ihm ebenso radikal in Frage gestellt wie die philosophischen Konzepte der Moderne. Brinkmann experimentiert in den Collagebänden mit nicht-linearen und multimedialen Ausdrucksweisen, die in der Historischen Avantgarde ihren Ursprung haben und in der amerikanischen Postmoderne insbesondere durch William S. Burroughs modifiziert wurden. Sie dienen einer umfassenden Dekonstruktion des »Verhärteten und Entfremdeten« (Adorno) und führen die Literatur an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Untergründig kündet sich in den Collagebänden jedoch auch das überraschende Projekt einer Rekonstruktion, eines sinnlich-unmittelbaren Schreibens an.
Karsten Herrmann
Bewußtseinserkundungen im »Angst- und Todesuniversum«
Rolf Dieter Brinkmanns Collagebücher
1999
325 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-252-9
Karsten Herrmann, geboren 1966, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Münster und Osnabrück; Magisterarbeit zur »Ambivalenz der Großstadterfahrung frühexpressionischer Lyriker«. Er ist Herausgeber der experimentellen Literaturzeitschrift »Labyrinth & Minenfeld«. Zahlreiche Veröffentlichungen in verschiedenen Literaturzeitschriften, zuletzt im »Rowohlt LiteraturMagazin 44« (1999): »Rolf Dieter Brinkmann und William S. Burroughs«.
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