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Dass Arno Schmidts (1914-1979) Zukunftsromane auf dem Trümmerfeld der klassischen Utopien gebaut sind, sich die Bedingungen und Konstruktionsprinzipien der utopischen Räume zu Eigen machen und ihr Scheitern metaliterarisch vorführen, wurde bereits oft dargelegt. Schmidts utopische Prosa setzt sich jedoch nicht nur mit dem Problem des Utopieverlusts auseinander: Aus ihr spricht auch ein mit diesem Problem verbundenes Interesse für die Möglichkeiten und Grenzen literarischer Fremddarstellung. Die Konstruktion und Funktion von nationalen Bildern in Schmidts Zukunftsromanen und die Auseinandersetzung mit dem System kultureller Repräsentation wurden bisher nicht systematisch, nationsübergreifend behandelt.
Anhand exemplarischer Analysen eines die verschiedenen Werkphasen abdeckenden Textkorpus (Schwarze Spiegel (1951), Die Gelehrtenrepublik (1957), Kaff auch Mare Crisium (1960) und Die Schule der Atheisten (1971)), das um weitere Texte, Prosa wie Essayistik, ergänzt wird, bietet dieses Buch eine diachrone Betrachtung der unterschiedlichen Operationalisierungsstrategien solcher nationalen Bilder. Besondere Aufmerksamkeit gilt Schmidts kritischem und produktivem Umgang mit älteren (supra-)nationalen Literaturkonzepten, seinem Interesse für das Genresystem der utopischen Prosa, den verschiedenen Methoden der Verwendung von mythologischen und sexuellen Substraten bei der Konstruktion der Bilder sowie dem performativen Metaniveau der Romane.
Iannis Goerlandt
Schulen zur Allegorie
Nationale Bilder in Arno Schmidts utopischer Prosa
2008
ISBN 978-3-89528-667-4
498 Seiten
kartoniert
Iannis Goerlandt, geboren 1980, studierte Germanistik, Anglistik und Amerikanistik in Gent, Rostock und Antwerpen. Mit der vorliegenden Arbeit promovierte er 2006 an der Universität Gent. Veröffentlichungen zum Werk von u.a. Arno Schmidt, Max Goldt und David Foster Wallace.
[...] [an] instructive, well-researched, and, in terms of its intertextual archaeology, often ingenious study [...]
Robert Weninger in „Modern Laguage Review - MLR“ (104.3, 2009)
Die Studie liefert eine brillante Analyse der nationalen Bilder vor allem der USA und Chinas, die Schmidt sich am Schreibtisch ‚erreist‘ hat. [...] Pointiert wird resümiert, Schmidt erzähle zwar auf der Handlungsebene stets, wie Völkerverstzändigung scheitert, sie findet aber „programmatisch textuell“ statt, die intertextuelle und ‚internationale‘ „literarische Diplomatie“ ist aber höchst erfolgreich.
Sven Hanuschek in „Germanistik“ (2010, Heft 3-4)
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