Die wissenschaftlichen Diskurse, mit denen kulturelle Konstellationen und literarische Entwicklungen bezeichnet und analysiert werden, stehen in einem dialektischen Verhältnis zu ihren Objekten. Innerhalb der postmodernen Kondition werden Theorien und Methoden entwickelt, um eine Literatur zu verstehen, die weniger kanonischen Ehrgeiz hatte, die multikultureller, postkolonialer und globaler ausgerichtet war als die Dichtungen der Nachkriegszeit. In diesem Band wird die Interrelation der Diskurse von der Postmoderne bis zur Globalisierung profiliert. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die erzählerische und essayistische Literatur der Postmoderne und des Postkolonialismus im Deutschland der letzten Jahrzehnte. Zudem werden zahlreiche Einzelwerke interpretiert, u.a. postmoderne Romane und Poetikvorlesungen von Angela Krauss, Gert Hofmann, Barbara Frischmuth, Hanns-Joseph Ortheil, Sten Nadolny und postkoloniale Reiseberichte und Romane von Peter Schneider, Hans Christoph Buch, Uwe Timm, Günter Grass und Angelika Mechtel.
Paul Michael Lützeler
Postmoderne und postkoloniale deutschsprachige Literatur
Diskurs – Analyse – Kritik
2005
ISBN 978-3-89528-527-1
255 Seiten
kartoniert
Paul Michael Lützeler ist Rosa May Distinguished University Professor in the Humanities an der Washington University in St. Louis und Direktor des Max Kade Zentrums für deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Korr. Mitglied zweier Wissenschaftlicher Akademien (Mainz, Düsseldorf). Deutsches Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, Österreichisches Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft Erster Klasse, Humboldt-Forschungspreis, Goethe-Medaille. Gastprofessuren bzw. Vortragsreisen auf allen Erdteilen. Artikel in Merkur, Neue Rundschau, Die Zeit. Buchpublikationen zur deutschen und europäischen Dichtung des 19. und 20. Jahrhunderts (Literatur und Geschichte, Europadiskurs, Hermann Broch, zeitgenössische Dichtung). Herausgeber des Jahrbuchs „Gegenwartsliteratur“.
[...] What makes this essay collection particularly interesting are the questions to which it points rather than the answers. [...] This volume renders sterling service in helping to clear the way to a real paradigm change, which would incorporate the national in the international, the Eurocentric in the global, and start to reread the epoch of European nationalism and modernism in the light of the critical dialectic between the native and the foreign, a position that Mike Lützeler had always occupied and embraced.
David Roberts in: „Gegenwartsliteratur“ (2006)
[...] Paul Michael Lützeler is not only one of the leading scholars on contemporary German literature today, he has fostered an ongoing dialogue between German and American culture and has built up the most comprehensive collection of contemporary literature in German in the United States. The book under review is therefore the culmination of an extensive and intensive personal and institional engagement with recent German literature. [...]
Thomas W. Kniesche in „Cross Currents“ (Herbst 2006)
[...] Insgesamt zeichnet sich Lützelers Buch im Unterschied zu etlichen Beiträgen zum postkolonialen Diskurs nicht nur durch eine klare und präzise Sprache aus, sondern vermittelt darüber hinaus gleichsam eine intellektuelle Vogelperspektive, die all jenen, die sich im Dickicht des Postkolonialen zu verirren drohen, Orientierung bietet. Aufgrund seiner überzeugenden Apologie der häufig beklagten programmatischen Offenheit postmoderner Weltanschauung und Ästhetik als adäquate Reaktion auf das historische Gebot der Stunde erteilt Lützeler ihrer pauschalen Aburteilung durch den Vorwurf des ‚anything goes‘ sehr zu Recht eine argumentative Absage, die sich wiederum äußerst erhellend auf die Theorie des Postkolonialismus auswirkt.
Jochen Dubiel in „Zeitschrift für Germanistik“ (1/2007)
Poursuivant son effort d’ouverture à la littérature contemporaine de langue allemande, Paul Michael Lützeler nous communique dans cet ouvrage dense et argumenté ses réflexions sur la littérature postmoderne. Dans l’introduction, l’auteur analyse avec une précision et une érudition incontestables l’historique du postmodernisme. Cet ouvrage représente un instrument de première importance pour quiconque veut élargir ses connaissances sur la littérature postmoderne et trouver des clés pour l’interprétation des oeuvres. Il pose dans toute son ampleur le problème de l’interpretation de plusieurs cultures et témoigne de l’unité de la différence qui caractérise la littérature européenne. La précision des analyses, l’unité d’ensemble de la problématique rendent cette étude précieuse à plus d’un titre.
Christine Mondon in „Austriaca“ (2005)
Paul Michael Lützeler gilt als ausgewiesener Kenner postmoderner wie postkolonialer deutschsprachiger Literatur. Er leitet zunächst in Postmoderne und Postkolonialismus ein und zeigt Zusammenhänge und Überschneidungen zwischen beiden Diskursen, aber auch zwischen Multikultur und Globalisierung auf. Im daran anschließenden Kapitel geht er auf postmoderne Literatur ein. Sein Augenmerk liegt hier auf dem postmodernen Roman und postmodernen Poetikvorlesungen. Der Literatur des postkolonialen Blicks ist das Folgekapitel gewidmet. Hier konzentriert sich Lützeler zum Einen auf postkoloniale Romane, zum Anderen auf postkoloniale Reiseberichte. Ein besonderes Gewicht verleihen dem Band die im vierten Kapitel angefügten Literaturkritiken. Lützeler versteht es, in einer knappen und konzisen Sprache die komplexen Inhalte zu vermitteln, ohne ihre Divergenz beschneiden zu müssen. Der Vorzug von Lützelers Darstellung liegt in seiner textzentrierten Darstellung, die wichtige Impulse für eine weitergehende Auseinandersetzung mit der deutschsprachigen Literatur der Postmoderne und des Postkolonialen liefert.
Christoph Schmitt-Maaß in „literaturkritik.de“ (2006)
[...] [dem Verfasser gelingt] eine beeindruckend weit angelegte und zugleich konzise Darstellung, die zeigt, wie „die Postmoderne [...] mit den Diskursen des Feminismus, der Multikultur und des Postkolonialismus verbunden“ ist (21) und welch vielseitigen Niederschlag sie auch in der deutschsprachigen Literatur gefunden hat. Durch das Namensregister wird der Bd. selbst als kleine Literaturgeschichte lesbar.
Ruth Neubauer-Petzold in „Germanistik“ (Heft 3-4/2006)
[…] In sum, this volume provides a fine balance of theoretical and literary analyses and brings together a wealth of information, making it a welcome reference book for readers and critics of contemporary German-language literature and literary theory.
Valentina Glajar in „Monatshefte“ (Vol. 99, No. 2, 2007)
[...] The book is a handy and highly readable companion to German literature since the 1970s that relates these writings to current concerns and an overarching narrative of contemporary literature. It is particularly successful in the sections on postmodernism [...]. Thanks to Lützeler’s work, we can begin to discern the shape of postmodernism and postcolonial discourses in German-language writing as well as the literary paths taken and not (yet) taken in recent decades.
Yasemin Yildiz in „Colloquia Germanica“ (38/3-4)
[...] Eine alle Gegensätze und Tendenzen aufnehmende Literaturgeschichte kann nur als Traumgebilde existieren, doch Lützelers Studie, eine weitläufige, kenntnisreiche und bewundernswert belesene Darstellung deutschsprachiger postmoderner und postkolonialer Literatur, bietet eine handfeste Annäherung.
Monika Shafi in „German Quarterly Book Reviews“ (Summer 2007)
Paul Michael Lützeler is not only one of the most prominent scholars of Germanistik, but also the founder of the most comprehensive library of contemporary German-language literature in the U.S. Focusing on texts published since the 1980s, the book explores the link between what Lützeler identifies as two paradigms most prevalent in recent German writing: the postmodern and the postcolonial. In a particular interesting way, the two core parts of the volume combine a wide-lens view at recent novels and essayistic writing (Poetikvorlesungen in the chapter devoted to postmodern literature and travelogues in the chapter focusing on postcolonial texts). Lützeler’s analysis draws from philosophical discourses, historical and geopolitical sources, and literary history and theory, the book offers a welcome lesson in interdisciplinarity. Impressive in its breath of coverage and the meticulousness of individual interpretations, this volume is indispensable to students and teachers of the most recent German-language literature.
Joanna K. Stimmel in „German Studies Review“ (30/3, 2007)
[...] Lützelers Bild der Moderne [ist] ein kritisch-produktiver Beitrag ohne Weichzeichnung. [...] Nicht [...] erschrocken zu verzagen angesichts der Vielfalt an postmoderner und postkolonialer Literatur, sondern diese anregend zu vermitteln, gehört zum Verdienst dieses empfehlenswerten Bandes von Lützeler.
Marc-Oliver Schuster in „Modern Austrian Literature“ (Band 41.2, 2008)
Les travaux de Paul Michael Lützeler sur les études postcoloniales [...] commencent à faire école dans une critique littéraire qui semble avoir trop longtemps ignoré les conséquences d'une telle perspective transnationale. [...] Le volume permet alors de connaitre toute l'envergure d'une oeuvre foisonnante dont le centre d'intérét est le multiculturalisme. [...]
A. Allerkamp in „Études Germaniques“ (Juil-Sept 2007)
Das Verdienst dieses Bandes liegt in der Verknüpfung der postmodernen mit der postkolonialen Perspektive. [...] Der Band bietet eine gute, überschaubare Zusammenfassung wesentlicher Positionen der postmodernen und der postkolonialen Literaturwissenschaft und Literatur, die durch die Exemplifizierung an den literarischen Beispielen plastisch wird.
Helga Mitterbauer in „Moderne. Kulturwissenschaftliches Jahrbuch“ (3/2007)
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