Maßgeblich sorgen literarische Gesellschaften dafür, das Interesse an Literatur wach zu erhalten und durch neue Initiativen zu beleben.Sie tun dies durch Lesungen, Vorträge, Tagungen, durch Ausstellungen, Museen und Archive, durch Veröffentlichungen, Jahrbücher und Ausgaben.
Die Annette von Droste-Gesellschaft (Münster), die erste derartige Vereinigung, die sich einer Autorin widmet, besteht 2003 seit 75 Jahren. Dieses Jubiläum ist Anlass, zurückzublicken auf die in manchen Teilen unaufgearbeitete Geschichte einer Institution, die in der Kulturlandschaft Westfalens stets einen besonderen Platz eingenommen hat. Eckpunkte des Interesses sind die Funktionalisierung der Gesellschaft im Rahmen der nationalsozialistischen Kulturpolitik, über die bisher nur wenig bekannt war, sowie die stets enge Verbindung mit der Universitätsgermanistik in Münster. Dazu kommen die Würdigung herausragender Projekte, die die Gesellschaft initiiert und gefördert hat, wie das ‚Lyrikertreffen Münster ‘und die ‚Historisch-kritische Droste-Ausgabe ‘.Gleichzeitig geht es um die Frage einer Neu-Profilierung unter den stark veränderten Bedingungen der Gegenwart.
Der Band umfasst aufschlussreiche Ein-und Rückblicke, literarische Verarbeitungen und ironische Brechungen, anregende Ausblicke sowie eine Vielzahl von Abbildungen als Dokumentation der Jubiläumsausstellung.
Jochen Grywatsch / Ortrun Niethammer (Hgg.)
Eine literarische Gesellschaft im 20. Jahrhundert
75 Jahre Annette von Droste-Gesellschaft (1928-2003)
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 10
Kataloge und Dokumente II
2003
ISBN 978-3-89528-442-7
498 Seiten
kartoniert
[...] Die Autoren, allesamt ausgewiesene Droste-Kenner und oft langjährige Mitglieder der Gesellschaft, zeichnen ebenso akribisch wie empirisch fundiert ein Bild von der organisationsgeschichtlichen Entwicklung der Gesellschaft entlang einzelner Epochen, ergänzt um kurze biographische Porträts der wichtigsten Akteure. Ein besonderer, auch quantitativ umfangreicher Schwerpunkt der Darstellung liegt auf der Gründung der Droste-Gesellschaft und ihren Verstrickungen in der NS-Zeit. [...] Das Engagement und die Sorgfalt, mit dem die Bearbeiter des vorliegenden Bandes die Geschichte der Gesellschaft aufgearbeitet und mutig ihre zukünftigen Aufgaben umrissen haben, gibt auf jeden Fall zu der Hoffnung Anlass, dass sich dieser Wunsch erfüllen wird.
Andreas Pilger in „Westfälische Forschungen“ (55/2005)