vergriffen
Das Buch zeigt vielfältige Umdeutungen und Umkehrungen in der Wahrnehmung der biblischen Judit-Figur in der Literatur und den bildenden Künsten. Galt sie im Mittelalter als körperloses Sinnbild der Tugend, so wurde sie in späteren Jahrhunderten zu einer in ihrer eigenen Körperlichkeit zerrissenen Frau. Das ausgehende 19. Jahrhundert machte sie zur femme fatale; im 20. Jahrhundert wurde sie Teil des feministischen Diskurses sowie mit politischen Machtfragen verbunden. In Judit spiegeln sich also die wichtigsten Ideen und Ideologien wechselnder Epochen.
Anna Maja Misiak
Judit – Gestalt ohne Grenzen
2010
ISBN 978-3-89528-757-2
356 Seiten, 140 z.T. farb. Abb.
kartoniert
Anna Maja Misiak, geb. 1974 in Lódz. Studium der Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Wroclaw. Forschungsaufenthalte in Paris und Wien. Lebt seit 2003 in Bern.
Leseprobe: 9783895287572.pdf
[...] Die Germanistin und Kunsthistorikerin Anna Maja Misiak hat die Entwicklung der Figur Judit mit ihren Wendungen und Verfremdungen von den Ursprüngen der biblischen Gestalt bis in die Gegenwart gründlich untersucht. Ihre Ergebnisse hat sie kürzlich in einem über weite Strecken spannend zu lesenden Buch veröffentlicht. [...] Anna Maja Misiak führt mit leichter Feder und klar strukturiert durch diese wechselvolle Geschichte. In ihrer fundierten, detailreichen Studie bettet sie die Kunstwerke stets in den gesellschaftlichen und historischen Hintergrund ein. Der Prozess der Veränderung lässt sich dadurch leicht nachvollziehen und einprägen. Anhand zuweilen überraschender Verbindungen zwischen den Werken verschiedener Epochen führt die Autorin aber auch vor Augen, dass man die schwach ausgebildeten Kontinuitäten nicht übersehen darf. Ihre erhellenden und kurzweiligen Bildbeschreibungen zu lesen, bereitet Vergnügen [...]. Eine besondere Erwähnung verdient die konsequent geschlechtsneutrale Sprache, die Misiak geschickt zu verwenden weiss. Umfangreiche Verzeichnisse über Judit in den bildenden Künsten und der Literatur, eine 30-seitige Bibliografie und mehrere Register machen das Werk zu einem hilfreichen Arbeitsmittel. [...]
Dorothée Leidig in „literaturkritik.de“ (8/2010)
Die vollständige Rezension: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=14598
[...] Fazit: Ein gelungenes Buch, das zeigt, wie interessant und facettenreich die Geschichte rund um die biblische Judit ist. Solche Bücher gewährleisten, dass nicht vergessen wird, in welchem Masse die Bibel über die Jahrtausende hindurch bis heute für unsere Kultur prägend war und ist. Sehr empfehlenswert!
Noelle in „Roter Dorn“ (Dezember 2010)
Hier die ganze Rezension: http://www.roterdorn.de/inhalt.php?xz=rezi&id=16344
Misiaks tour de force durch die Judit-Rezeption in knapp fünf Jahrhunderten beeindruckt durch die Fülle des Materials, das ausgewertet und auf gut 250 Seiten verdichtet wurde. […] Dabei argumentiert der Band durchgehend auf hohem Niveau, ohne ibn einen unnötigen Jargon zu verfallen: die Arbeit ist gut geschrieben und bereitet Lesevergnügen. […] Misiak gelingt ein umfassender Überblick über die Rezeption des Judit-Stoffes; der Band leistet Grundlagenforschung im besten Sinne: Er bildet eine gute Basis für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema. Dazu trägt auch der opulente, nahezu hundert Seiten umfassende Anhang des Buches bei. […] Carl Spittelers Warnung vor den Stoffen, die von den Musen verdammt sind, kann für die Judit-Geschichte nun - zumindest was die wissenschaftliche Auseinandersetzung bzw. wissenschaftliche Prosa betrifft - keine Bedeutung mehr beanspruchen. Dafür hat Anna Maja Misiak gesorgt.
Thomas Wortmann in „Weimarer Beiträge“ (2/2012)