Die Tragik früh verstummter Dichter der deutschen Literatur erreicht mit Georg Heym und Georg Trakl einen Scheitelpunkt. Der eine eilt seinem versinkenden Freund zur Hilfe und bricht ins Eis der Havel ein (1912), den anderen reisst der Krieg, von dem sich Heym noch Befreiung aus der Stagnation und Übersättigung der Gesellschaft versprach, in den existentiellen Abgrund. Erfahrungen und frühes dichterisches Verstummen geben dem von Trakl aufgenommenen alten Topos der „zerbrochenen Harfe“ einen neuen Sinn. Die Textanalysen dieses für ein breiteres Lesepublikum geschriebenen Essays machen die Schatten kenntlich, die der Tod in der Dichtung beider Autoren vorauswirft.
Walter Hinck
„Zerbrochene Harfe“
Die Dichtung der Frühverstummten. Georg Heym und Georg Trakl
AISTHESIS Essay Bd. 21
2004
ISBN 978-3-89528-474-8
83 Seiten
kartoniert
Walter Hinck, emer. Professor für neuere deutsche Literatur an der Universität Köln und Literaturkritiker, ist Mitglied der Nordrhein-Westfäl. Akademie der Wissenschaften und des deutschen P.E.N.-Zentrums. Kasseler Literaturpreis 1992, Preis der Frankfurter Anthologie 2003. Bücher: Die Dramaturgie des späten Brecht (1959, 61977), Das dt. Lustspiel des 17. u. 18. Jh. und die italienische Komödie (1955), Die dt. Ballade von Bürger bis Brecht (1968, 31978), Das moderne Drama in Deutschland (1973), Von Heine zu Brecht (1978), Zwischen Satire und Utopie. Zur Komiktheorie u. z. Geschichte der europ. Komödie (1982, mit Reinhold Grimm), Goethe – Mann des Theaters (1982), Germanistik als Literaturkritik (1983), Theater der Hoffnung. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart (1988), Die Wunde Deutschland. Heinrich Heines Dichtung (1990, 21991), Magie und Tagtraum. Das Selbstbild des Dichters in der dt. Lyrik (1994), Im Wechsel der Zeiten. Leben und Literatur (Autobiographie, 1998), Stationen der dt. Lyrik. Von Luther bis in die Gegenwart (2000, 22001), Literatur als Gegenspiel. Essays zur dt. Literatur von Luther bis Böll (2001), Selbstannäherungen. Autobiographien im 20. Jh. von Elias Canetti bis Marcel Reich-Ranicki (2004).
Er [W. Hinck] analysiert die Texte, um von ihnen auf die Befindlichkeit von Dichtern zu schliessen, die nicht so recht daheim sind auf dieser Welt.
Rubrik ‚Sechs beste Bücher‘ in „Salzburger Nachrichten“, 09.10.04.
Zwei lesenswerte Essays zu Leben und Werk der beiden wichtigsten expressionistischen Lyriker aus der Feder des renommierten Hochschulgermanisten, die allgemein verständlich gehalten und lebendig geschrieben sind.
Ronald Schneider in „ekz-Informationsdienst“ (Januar 2005)
AISTHESIS Essay