Im theoretischen Werk des anarchistischen Schriftstellers Gustav Landauer (1870-1919) und im Frühwerk Walter Benjamins (1892-1940) erscheint die ästhetische Moderne in widersprüchlicher Gestalt. So rekurriert Landauer zur metaphysischen und normativen Fundierung seiner Ästhetik auf vormoderne, mystische Denkhorizonte, die nicht nur einen klassizistischen Begriff ästhetischer Form begründen, sondern in Funktion radikaldemokratischer Politik treten. Auch Benjamins Jugendschriften enthalten solch neo-mystische Momente, doch setzt um 1915 bei ihm eine Werktransformation ein, die sowohl den Bereich des Politisch-Ästhetischen als auch den Rückgriff auf Theologie und – im Zuge einer Rehabilitation der durch Fritz Mauthner abgewerteten Sprache – die zugrundeliegende Medienontologie betrifft: Ästhetische Form wird zunehmend brüchig, mystische Erfahrung sprachlich und Medientheorie materialistisch.
Demian Berger
Ästhetische Moderne im Widerspruch
Studien zur politischen Ästhetik Gustav Landauers und Walter Benjamins im Kontext der Neo-Mystik um 1900
Moderne-Studien Band 22
2019
ISBN 978-3-8498-1303-1
414 Seiten
kartoniert
Demian Berger ist Philosoph und Literaturwissenschaftler. Er arbeitet derzeit als Oberassistent am Seminar für Kulturwissenschaften und Wissenschaftsforschung der Universität Luzern.
Leseprobe: lp-9783849813031.pdf
[...] Demian Berger [...] hat eine profunde Studie über die ‚politische Ästhetik‘ der beiden Denker geliefert. [...] Diese ‚vergleichende Analyse der Systematik zweier sich wandelnder Entwürfe politischer Ästhetik‘ bietet der Forschung zweifelsohne neue produktive Deutungsansätze, nicht nur zu Benjamin und Landauer, sondern auch zum Deutsch-Judentum ihrer Zeit.
Gabriele Guerra in „Weimarer Beiträge“ (3-2020)
Moderne-Studien Band 22