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Gut sechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs besitzt das Leben in der unmittelbaren Nachkriegszeit einen ambivalenten Stellenwert im deutschen Erinnerungsdiskurs. Während auf der einen Seite für viele Zeitzeugen die Erinnerung an das Überleben in den Trümmern der Städte immer noch schwierig ist, werden auf der anderen Seite bisherige Erinnerungs- und Aufarbeitungspraktiken in Frage gestellt, wird vermeintlichen Tabus nachgespürt, werden die Literaten erneut nach ihrer Verantwortung im Prozess der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit gefragt. Der spezifische Aussagewert literarischer Texte innerhalb der Geschichte der Erinnerung an die unmittelbare Nachkriegszeit bleibt dabei weitestgehend ungeklärt, vorschnelle Zuschreibungen überlagern oftmals die sorgfältige Betrachtung der unterschiedlichen Erzähl- und Erinnerungsstrategien.
In dieser Studie werden ausgewählte Prosatexte aus einem Zeitraum von fünfzig Jahren daraufhin befragt, wie sie das Leben in der unmittelbaren Nachkriegszeit zur Sprache bringen, welche Aussagen sie im Zusammenspiel von inhaltlicher Gewichtung und formaler Gestaltung sowohl über den historischen Zeitabschnitt als auch über die Möglichkeiten literarischer Bearbeitung treffen. Die Erzählungen über die unmittelbare Nachkriegszeit werden so zu einem Teil deutscher Erinnerungsgeschichte, an dem sich paradigmatisch Bedingungen, Formen und Funktionen des Erinnerns in der (west)deutschen Nachkriegszeit aufzeigen lassen.
Silke Hermanns
Trümmer (in) der Erinnerung
Strategien des Erzählens über die unmittelbare Nachkriegszeit
2006
ISBN 978-3-89528-558-5
287 Seiten
kartoniert
Silke Hermanns, geboren 1972, studierte Germanistik, Politische Wissenschaft und Deutsch als Fremdsprache in Bonn. Von 1998 bis 2000 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der „Forschungsstelle: Nachkriegsliteratur im Rheinland“ in Wuppertal und veröffentlichte Beiträge zum Werk Heinrich Bölls. 2005 wurde sie in Bonn mit der vorliegenden Untersuchung promoviert.
Silke Hermanns’ Dissertation Trümmer (in) der Erinnerung ist ein gutes, kluges und für die zukünftige literaturwissenschaftliche Erforschung der deutschsprachigen Prosa, die die unmittelbare Nachkriegszeit in Deutschland zu ihrem Gegenstand gemacht hat, wohl unverzichtbares Buch.
Volker Kaiser in „Monatshefte“ (Vol. 101, Nr. 4/2009)
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