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Jenny Aloni (geb. Rosenbaum) aus Paderborn wanderte 1939 nach Palästina aus. Heinrich Böll aus Köln, gleichaltrig, trat 1939 in die deutsche Wehrmacht ein. Zwanzig Jahre später, 1959, trafen sie sich zum ersten Mal. Es war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft, die sich in einer Reihe von Begegnungen in Deutschland und in Israel sowie, und vor allem, in einem intensiven Briefwechsel entwickelte und vertiefte. Erhalten sind 109 Schreiben 1960-1985, von denen über 100 hier erstmals veröffentlicht werden.
Diese Korrespondenz einer jüdischen Israeli und eines Deutschen ist auch ein Gedankenaustausch zwischen zwei Schriftstellern über ihre Arbeit und über politische und gesellschaftliche Entwicklungen in beiden Ländern, die sie kritisch und skeptisch beobachteten. Der Briefwechsel, der durch einen Kommentar und ein Nachwort erschlossen wird, entfaltet einen lebendigen und perspektivenreichen deutsch-israelischen Dialog, der immer auch den deutsch-jüdischen Dialog einschliesst.
Jenny Aloni – Heinrich Böll
Briefwechsel
Ein deutsch-israelischer Dialog
Herausgegeben und bearbeitet von Hartmut Steinecke
unter Mitarbeit von Fritz Wahrenburg
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 52
Reihe Texte Band 23
2013
ISBN 978-3-89528-997-2
252 Seiten
kartoniert
Leseprobe: 9783895289972.pdf
Die Edition des Briefwechsels zwischen Heinrich Böll und Jenny Aloni, der [...] von Hartmut Steinecke, dem Leiter des Paderborner Aloni-Archivs, herausgegeben worden ist, wendet sich zwar in erster Linie an Leser, die an der deutschschreibenden israelitischen Schriftstellerin interessiert sind, verdient aber ein weiter reichende Aufmerksamkeit. Die Briefe lassen nämlich zwei Lebenslinien sichtbar werden, deren gegenläufige Muster manche Diskussionen vor allem während der 1960er und 70er Jahre in Westdeutschland bestimmt haben. In ihren Briefen begegnen sich zwei Vertreter jener Generation, deren politische und kulturelle Sozialisation am Ende der Weimarer Republik und während der 30er Jahre stattgefunden hat, die also zu jung gewesen sind, um die Ereignisse im ‘Dritten Reich’ grundsätzlich zu bestimmen, aber alt genug, um mehr oder weniger freiwillig Lebensentscheidungen zu treffen (falls sie überhaupt dazu gekommen sind). Ihre Lebenswege begannen am Ende des Ersten Weltkriegs – scheinbar – ähnlich, liefen zunächst schleichend, dann dramatisch auseinander, traten in einen polaren Gegensatz zueinander, bis sie sich schliesslich (wenn es gut ging) über die Kluft hinweg, die zwischen ihnen aufgerissen war, in freundschaftlichem Verstehen annäherten. [...]
Uwe K. Ketelsen in „Zeitschrift für Genozidforschung“ (1-2, 2014)
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 52
Reihe Texte Band 23
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