Die Studien dieses Konferenzbandes haben die rhetorisch-sprachliche Dimension von Heines Werk zum Gegenstand. Dies bedeutet jedoch nicht eine einfache Verschiebung des Forschungsinteresses vom politischen Engagement auf die Artistik. Die Autoren der Beiträge wollen gerade diese Dichotomie aufheben, weil die politischen Ansätze der Vormärzliteratur auch im Stil, in der elocutio, manifest werden.
Die Arbeiten weisen ein breites Problemspektrum auf. So die Suche nach dem Jüdischen in Heines Sprache und Rhetorik oder Heines polemische Rhetorik in seinen Feuilletons zur Musik, in denen alles in antithetischen Begriffspaaren, wie ‚Jüdisches vs. Christliches‘, ‚Form vs. Inhalt‘, ‚Kunst vs. Lüge‘ erfasst wird. Die Frage nach Wahrheit und Lüge der Poesie wird in den Kontext der Magie gestellt; es zeigt sich, dass sich Heine an einem unter diesem Stichwort gefassten poetologisch-ästhetischen Konzept orientiert. Ein Blick auf Heines Rhetorik wirft auf die polarisierte Epochenauffassung von Biedermeier und Vormärz ein neues Licht. Weitere Arbeiten untersuchen Heines rhetorisch-stereotypisch bestimmte Fremderfahrung in den Polen-Schriften, die Beurteilung von Heines Rhetorik in der ungarischen Heine-Forschung, Schuberts Heine-Vertonungen in denen Schubert seine homoerotischen Neigungen verschlüsselt thematisierte sowie unterschiedliche Gender-Aspekte in Heines Werk.
Kálmán Kovács (Hg.)
Rhetorik als Skandal
Heinrich Heines Sprache
2009
ISBN 978-3-89528-741-1
181 Seiten
kartoniert
Kálmán Kovács studierte Germanistik und Hungarologie an der Universität Debrecen (Ungarn) sowie in Berlin (Ost) und Tübingen. Er promovierte über Heinrich Böll („Das Menschenbild Heinrich Bölls“, 1992), habilitierte sich mit einer Schrift über die literarische Kaspar-Hauser-Rezeption („Kaspar-Hauser-Geschichten“, 2000) und war Humboldt-Stipendiat in Frankfurt am Main, Tübingen und Bielefeld. Gegenwärtig lehrt er an der Universität Debrecen.
[...] Te diverse texts and contexts explored attest to the fundamental importance of Heine’s language for our appreciation of his overall legacy. In journalism (Walter Erhart), travel writing (Karol Sauerland), and polemic (Dietmar Goltschnigg), in poetr y (Hans-Georg Kemper ; Eszter Pabis; Andrea Hor váth) and private correspondence (Christian Liedtke), through Schubert’s musical settings (Karl Katschthaler) and Hungarian reception (Kálmán Kovács), Heine emerges as a provocative, endlessly rewarding subject whose relationship with rhetoric illuminates both his own identity as writer and our understanding of the wider literary-historical period in which he wrote. [...] this is a rewarding perspective for further study.
Lara Elder in „Modern Laguage Review“ (Vol. 106 , Part 3, July 2011)