Schrift notiert Bewegung. Schrift bewegt sich. Schrift ist ein Effekt von Bewegung, und Schrift bewirkt Bewegung. Will sich eine Theorie der Schrift nicht auf die kulturhistorisch zementierte Rolle der Schrift als Speichermedium beschränken, so muss sie eine Kinesis der Schrift thematisieren. Einem solchen Anspruch verdankt sich ein erweiterter Begriff der Kinetographie, der ursprünglich eine Methode der choreographischen Notation von Körperbewegung bezeichnet.
Kinetographische Phänomene sind vielfältig. Das Spektrum der in diesem Band versammelten Beiträge eröffnet und vernetzt historische und systematische Perspektiven auf mobile Schriftlichkeit: performative Vor-Schriften programmieren Maschinen- und Menschenordnungen, dynamisierte Kommunikations- und Transporttechniken überfordern die Wahrnehmungsraster des Menschen und kinetische Einschreibungen versetzen Sprachordnungen in schwindelerregende oder auch traumatische Unruhe. Im Licht kinetographischer Verfahren ist auch das Feld der bewegten Bilder neu zu entdecken. Kinetographien präparieren hier erst den Schriftcharakter des Filmischen als Schlüsselbegriff des Kinematographischen heraus.
Inke Arns / Mirjam Goller / Susanne Strätling / Georg Witte (Hgg.)
Kinetographien
Schrift und Bild in Bewegung, Bd. 10,
hg. von Bernd Scheffer und Oliver Jahraus
2004
ISBN 978-3-89528-472-4
602 Seiten
kartoniert
Inke Arns, freie Autorin und Kuratorin im Bereich Medienkunst. Promotion über die Avantgarderezeption in (Ex-)Jugoslawien und Russland seit den 1980er Jahren; letztes Ausstellungsprojekt über die Künstlergruppe Irwin. Publikationen zur Netzkultur, zur Neuen Slowenischen Kunst und zur Medienkunst.
Mirjam Goller, Juniorprofessorin für Ostslawische Literatur und Kultur an der Humboldt-Universität zu Berlin; Promotion über gestaltetes Verstummen in der russischen Prosa der frühen Moderne; aktuelles Forschungsprojekt über die anthropische Klammer des Wissens.
Susanne Strätling, wissenschaftliche Assistentin an der Humboldt-Universität zu Berlin; Promotion über den Konflikt von Lesbarkeit und Sichtbarkeit im russischen Barock; aktuelles Forschungsprojekt zur Rolle der Hand in ästhetischer Theorie und Geschichte der Künste.
Georg Witte, Professor für russische Literatur und Kultur an der Humboldt-Universität zu Berlin; Herausgeber und Übersetzer der Literatur des russischen Samizdat und des Moskauer Konzeptualismus; aktuelles Forschungsprojekt zur Gegenstandslosigkeit als ästhetischem Programm der Avantgarde.
Schrift und Bild in Bewegung
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