Nur zu oft ist in der Forschung die Tendenz festzustellen, Paul Celans komplexe Lyrik auf zwei gemeinhin als charakteristisch geltende Themenkreise - Sprachreflexion und Judentum - zu reduzieren, wobei nicht nur die poetische Sprache normalisiert, sondern auch häufig die eigene Theorie radikal auf den Text appliziert wird: Der Blick auf Bedeutungsstrukturen wird somit nicht selten verstellt.
Sabine Markis zeigt in ihrer Untersuchung, daß eine Interpretation, die vom Text selbst ausgeht und der Komplexität der Celanschen Lyrik gerecht zu werden versucht, den Prozeß der Sinnkonstitution nachvollziehen muß. Sie geht davon aus, daß das Gedicht als Sinneinheit durch poetische Verfahrensweisen konstituiert wird und stellt daher die Prinzipien der Textorganisation in den Vordergrund. Durch die Untersuchung des zyklischen, des universalisierenden, des intertextuellen und des dialektischen Prinzips wird deutlich, daß Celan in der 'Niemandsrose' auf inhaltlicher Ebene die Theorie einer wahren, der Wirklichkeit angemessenen, poetischen Sprache entwickelt, die er gleichzeitig auf der sprachlichen Ebene der Gedichte selbst zu verwirklichen sucht.
Sabine Markis
"mit lesendem Aug"
Prinzipien der Textorganisation in Paul Celans "Niemandsrose"
1999
128 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-234-0
Sabine Markis, geboren 1969, studierte Deutsche Sprache und Literatur sowie Anglistik in Dortmund. 1997 erhielt sie für die vorliegende Arbeit den Jahrgangsbestenpreis der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Dortmund e.V. Zur Zeit arbeitet sie an einer Dissertation über experimentelle Schreibweisen bei Stramm, Behrens, Schwitters und Rühm.