In diesem zweiten Band von Oliver Sills Fontane-Studien geht es um punktuell vertiefende Einsichten in das so umfangreiche und vielgestaltige Erzählwerk Theodor Fontanes. Neben den vollendeten Romanen, Erzählungen und Novellen spielen nun die nachgelassenen Erzählfragmente eine wichtige Rolle, ebenso Fontanes autobiographische Schriften - und schließlich seine Briefe, Tagebücher und literaturkritischen Arbeiten, in denen er sich darum bemühte, sein eigenes Verständnis als realistischer Erzähler in Auseinandersetzung mit dem Werk anderer Autoren zu klären. Nicht nur der Erzähler Theodor Fontane, sondern auch der Theoretiker und Denker Fontane befand sich an der Schwelle zur Moderne, wohl zeitlebens auf der Suche nach neuen Wegen in Auseinandersetzung mit einer als fragwürdig erkannten, doch noch immer machtvollen Tradition. Und deshalb war diese auf verschiedenen Ebenen verlaufende Positionssuche begleitet von Widersprüchen, die sich in allen Textformen Fontanes spiegeln, die zu lösen aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch nicht möglich gewesen ist.
Oliver Sill
Apropos Fontane
Einblicke in ein facettenreiches Werk
Fontane-Studien II
2021
ISBN 978-3-8498-1722-0
287 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 3 MB
Oliver Sill, Jahrgang 1957, studierte Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaften in Münster. Promotion 1990, Habilitation 2000.
Leseprobe: lp-9783849817213.pdf
Oliver Sill nimmt seinen Leser gleichsam an die Hand und führt ihn so zu den Fontane’schen Formulierungen und Denkfiguren, sodass sein Verständnis für die Feinheiten geweckt wird. [...] Ein Glanzpunkt in Sills Buch ist seine Behandlung des Romans Stern 111 von Lutz Seiler aus dem Jahr 2020. Sill geht von vagen Ähnlichkeiten mit Fontanes Effi Briest aus, arbeitet dann ganz erstaunliche Parallelen heraus [...] Man sollte, wie gesagt, Sills Essay-Sammlung als eine nachhaltige Anleitung zur Fontane-Lektüre genießen. Diese Anleitung ist sehr intelligent, ausgesprochen weitblickend, reich an verblüffenden Beobachtungen und dabei vorgetragen in einer klaren Sprache – eben angenehm lesbar.
Martin Lowsky in „literaturkritik.de“ [18.05.2021]
Die vollständige Rezension: https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=27907
Die Weise, wie Sill seine Fontane-Lektüre fixiert, hat viel Reiz. Er sucht nach Anschlussstellen im Begriffstheoretischen, im Literaturhistorischen (keineswegs nur deutschen), in den Bezügen zu Goethe, Keller, Storm, Freytag, Raabe und Kretzer und schlägt ohne Scheu Brücken zu Joseph Roth, Johannes Bobrowski, Sebald und endlich sogar zu Lutz Seilers zweitem Roman Stern 111. Tradiertes steht neben Neuem. Wo Wege bereits befestigt sind, geht Sill mit einer ihm eigenen Neugier auf ihnen, wo sie ihm in langweilige Deutungslandschaften zu führen scheinen, fahndet er nach unbekannten Pfaden. Da er ausgesprochen lehrerfahren ist, weiß er einen klaren Stil zu schätzen und pflegt ihn.
Roland Berbig in „Fontane Blog“ (1. Juni. 2021)
Link zur Blog-Seite: https://theodorfontane.de/2021/06/01/neue-fontane-literatur/
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