Die Orte des kreolischen Autors ist die erste umfassende Studie deutscher Sprache über das Romanwerk des 1953 geborenen Martinikaners Patrick Chamoiseau, des neben Edouard Glissant prominentesten zeitgenössischen Schriftstellers der Französischen Antillen. Anhand der Lektüre von Chamoiseaus Romantrilogie – Chronique des sept misères, Solibo Magnifique und Texaco – und des theoretischen Textes Ecrire en pays dominé fragt die Untersuchung in einer philosophisch-hermeneutischen Perspektive nach den besonderen Bedingungen der Literatur im Kontext des Postkolonialismus. Wie ist die Funktion des literarischen Schreibens in einem (kleinen) Land zu denken, das auf kein eigenes kulturelles Selbstverständnis zurückgreifen kann? In welchem Verhältnis steht die Literatur zur Geschichte, die zwischen einer fremden Historiographie und einer vom Vergessen bedrohten Mythologie selbst auf die Mittel der Fiktion angewiesen ist? Die ästhetische Philosophie der Kreolisierung, die in Chamoiseaus Texten zum Ausdruck kommt, zeugt in bemerkenswerter Weise auch von den politischen Differenzen, die den Behauptungen von kultureller Identität zugrunde liegen.
Gernot Kamecke
Die Orte des kreolischen Autors
Beiträge zu einer Hermeneutik postkolonialer Literatur am Beispiel der Identitätsfiktionen von Patrick Chamoiseau
2005
ISBN 978-3-89528-499-1
317 Seiten
kartoniert
Gernot Kamecke, geb. 1970, Autor und Übersetzer. Studium der Romanistik und Philosophie in Montpellier und Berlin. 1994 Maîtrise mit einer Arbeit über Lautréamont. Von 1998 bis 2001 DFG-Stipendiat des Graduiertenkollegs „Codierung von Gewalt im medialen Wandel“ an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2003 Übersetzerpreis der DVA-Stiftung zur Förderung der deutsch-französischen Beziehungen. 2004 Promotion zum Dr. phil.