vergriffen
Edward W. Said hat die These vertreten, es sei gerade die Literatur, die den Kolonialismus als selbstverständlichen und im emphatischen Sinne gar nicht wegzudenkenden Bestandteil des Bildes von der Welt zumindest im 19. Jahrhundert inszeniert habe. Er hat Methoden entwickelt für eine Lektüre gegen den äußeren Schein, die den Schleier hebt und darunter sichtbar macht, daß die Literatur nicht nur integraler Bestandteil der auch kulturellen Idee ‚Kolonialismus‘ war, sondern genauso auch die Mechanismen darstellt, mit denen das koloniale System funktionierte. Die angloamerikanische Theorie des Postkolonialismus hat die wesentlichen Impulse dafür gegeben, daß es nun auch in der deutschen Forschung möglich ist, mit diesem Ansatz Texte des Kanons neu zu lesen, fast vergessene Texte neu zu positionieren und scheinbar marginale Texte kanonischer Autoren neu wahrzunehmen und zu bewerten.
Axel Dunker (Hg.)
(Post-)Kolonialismus und Deutsche Literatur
Impulse der angloamerikanischen Literatur- und Kulturtheorie
2005
ISBN 978-3-89528-479-3
287 Seiten
kartoniert
Axel Dunker, Dr. phil. habil., ist Hochschuldozent an der Universität Mainz.
Der von Axel Dunker [...] herausgegebene Band [...] hat [...] den Vorteil, eine praktische Anwendung postkolonialer Theoreme in der deutschen Literaturwissenschaft als Desiderat der Forschung behandeln und so auf einem hohen selbstkritischen Differenzierungsniveau neu einführen zu können. [...] Insgesamt bietet Dunkers Band [...] ein vielschichtiges Bild (post-)kolonialer Aspekte in der deutschen Literatur und ist damit als begrüßenswerter Beitrag zu einer literaturwissenschaftlichen Debatte wertbar, die hierzulande mit jahrzehntelanger Verspätung erst in Ansätzen begonnen hat.
Jan Süselbeck in „Zeitschrift für deutsche Philologie“ (124/2005)
[...] Taken together, the various contributions demonstrate two broader points: that questions of colonialism and postcolonialism are more central to German literature than previously imagined, and that cross-cultural dialog can occur among scholars as well as in literary texts. At a time when the bipolar worlds of German ‚Germanistik‘ and North American German Studies have again been accused of going their seperate ways, it is encouraging to see evidence of productive exchange.
Todd Kontje in „Monatshefte“ (No. 3, 2007)