Obwohl mit einer zehnbändigen Werkausgabe bedacht, die vor mehr als einem Jahrzehnt erschien, gehört Max Herrmann-Neisse noch immer zu den zwar bedeutenden, aber fast vergessenen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Die vorliegende Monographie möchte dazu beitragen, diesen Zustand zu ändern. Sie folgt einerseits den wichtigsten Lebensstationen des Autors – von der schlesischen Provinz in die Metropole Berlin und ins Londoner Exil –, ist aber mehr noch darauf bedacht, den viel zu oft nur als Lyriker wahrgenommenen Dichter in der Ganzheit seiner literarischen, publizistischen und autobiographischen Schriften ins Bild zu setzen und ihn in den Zeitläuften zu verankern, ohne die seine Werke nicht verstanden werden können.
Der Verfasser gibt nicht nur eine profunde Einführung in die Lyrik Herrmann-Neisses, er geht seinem Wechsel zum Epischen nach, der ihn erst zur Erzählung, dann zum Roman führt; er situiert ihn in der literarischen Landschaft der Weimarer Republik mit den am weitesten gefächerten Aktivitäten des Dichters im Spannungsfeld von Politik und Literatur; er folgt ihm in die grauen Jahre des Londoner Exils, in denen Max Herrmann-Neisse seinem „Leiden an Deutschland“ Ausdruck gab.
Klaus Schuhmann
„Ich gehe wie ich kam: arm und verachtet.“
Leben und Werk Max Herrmann-Neisses (1886-1941)
2003
ISBN 978-3-89528-413-7
276 Seiten
kartoniert
Klaus Schuhmann, geb. 1935, war von 1975 bis 1998 ordentlicher Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Leipzig. Publikationen u.a.: „Der Lyriker Bertolt Brecht 1913-1933“ (Berlin 1964/München 1971), „Untersuchungen zur Lyrik Bertolt Brechts. Themen, Formen, Weiterungen“ (Berlin 1973 u. 1977), „Weltbild und Poetik“ (Berlin 1979), „sankt ziegensack springt aus dem ei. Texte, Bilder und Dokumente zum Dadaismus in Zürich, Berlin, Hannover und Köln“ (Leipzig 1991/Moskau 2002), „Lyrik des 20. Jahrhunderts. Materialien zu einer Poetik“ (Reinbek 1995), „Walter Hasenclever, Kurt Pinthus und Franz Werfel im Leipziger Kurt Wolff Verlag (1913-1919)“ (Leipzig 2000), „Freude, schöner Spötterfunken. Friedrich Schiller in Parodien, Wider-Reden und Kontrafakturen“ (Berlin 2001).