Der Band enthält vier Studien, die Büchner als einen Dichter der Immanenz greifbar machen, als einen Autor, dessen Texte politisch, ästhetisch und philosophisch ganz innerweltlich geprägt sind. Für diese Texte gilt, dass sie die Absage an die Transzendenz mit der Zuwendung zum Leben verbinden, für das Lebensrecht der Geringsten sprechen, im Sinne der Volkskultur das Leiblich-Materielle zum Gegenstand haben und aus dieser Perspektive eines anthropologischen Materialismus von unten ihre soziale Energie gewinnen.
Ariane Martin / Bodo Morawe
Dichter der Immanenz
Vier Studien zu Georg Büchner
2013
ISBN 978-3-89528-950-7
184 Seiten
kartoniert
Ariane Martin ist Professorin für Neuere deutsche Literaturgeschichte mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung an der Universität Mainz. Sie hat im Reclam-Verlag zu Büchner eine Monographie (2007) und diese kommentierten Ausgaben veröffentlicht: Die Briefe (2011), Sämtliche Werke und Briefe (2012). Eins ihrer letzten Bücher bei Aisthesis: Georg Büchner 1835 bis 1845 (2012).
Bodo Morawe war Frankreich-Korrespondent des WDR, NDR und HR und ist als freier Wissenschaftsautor tätig. Seine Bücher bei Aisthesis: Citoyen Heine. Das Pariser Werk, Bd. 1: Der republikanische Schriftsteller, Bd. 2: Poetik, Programmatik, Hermeneutik (2010), Faszinosum Saint-Just. Zur programmatischen Bedeutung der Konventsrede in „Danton’s Tod“ (II,7) von Georg Büchner (2012).
Leseprobe: 9783895289507.pdf
[...] A. Martin und B. Morawe [treten] in jeweils zwei luziden Beiträgen mit Vehemenz für einen Immanenzdichter B[üchner] ein, an H. Mayers B[üchner]-Studie (1946 u.ö.) anknüpfend, aber veraltete materialistische Lesarten hinter sich lassend. [...] ein überaus anregender und zumal brillant geschriebener Beitrag zur B[üchner]-Forschung.
Michael Braun in „Germanistik“ (Heft 3-4, 2013)
Die vier Einzelstudien des vorliegenden Bandes stehen stellvertretend für die in den letzten zehn Jahren erfolgte und als solche postulierte Konstituierung einer primär kulturwissenschaftlich orientierten Büchner-Forschung. Im Rahmen dieses proklamierten Pradigmenwechsels haben sich Ariane Martin und Bodo Morawe bereits verdient gemacht. Sowohl die Philologin als auch der Literaturwissenschaftler bemühen sich intensiv darum, aus ihrer Sicht vernachlässigte oder vermeintlich fehlgedeutete Aspekte im Oeuvre Georg Büchners zu illuminieren beziehungsweise neu auszuleuchten. [...]
Jan van Holtum in „Heine-Jahrbuch 2014“
[...] As a whole, the volume is successful in bringing together four brief and well-written studies on various aspects of B.’s works, offering both case studies and theoretical insights.
Dagmar Paulus in „The Year’s Work in Modern Language Studies“ (75/2015)
[...] Die vier in diesem Band vereinigten Studien stehen damit im Gegensatz zur Wiederkehr theologischer Deutungsversuche, wie sie der 200. Geburtstag Büchners 2013 zahlreich hervorgebracht hat [...]. Die Studien widmen sich dem Körperdenken, dem ästhetischen Programm der Volkslieder, der subversiven Geschichtsschreibung der Gegenwart und der von Spinoza geprägten Immanenzphilosophie. Die Texte verbindet die Vorstellung, dass Büchner den Subalternen eine Stimme gibt. Diese Stimme sei politisch, ästhetisch und philosophisch explizit innerweltlich geprägt. Seine Haltung sei an Spinoza orientiert, indem er sich von transzendenten Überzeugungen ab- und der politischen und sozialen Wirklichkeit zuwendet, nicht zuletzt dem marxschen »kategorischen Imperativ«, »alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist«. [...] Beide Autoren widersprechen der im Jubiläumsrummel breit betriebenen Entpolitisierung Büchners, indem sie die produktiven Widersprüche des Autors und seiner Zeit überzeugend herausstellen.
Michael Hauke in „Das Argument“ (317/2016)
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