Hans Magnus Enzensberger hat den »Rufmord an Varnhagen« - dem Gatten Rahels, Freund Goethes und Heines, Bettina von Arnims und Alexander von Humboldts - als »das seltene Beispiel eines perfekten literarischen Verbrechens« bezeichnet. Nachdem der im Zweiten Weltkrieg verschollene Nachlaß 1977 in Kraków wiederentdeckt wurde, galt es, den Tathergang minutiös aufzuklären. Geschichtsschreibung und Universitätsgermanistik der wilhelminischen Ära ließen Varnhagen in Vergessenheit geraten, weil seine Nichte die mißliebigen, von 1834/35 bis 1858 reichenden Tagesblätter drucken ließ - zuerst im Kontext des Humboldt-Varnhagenschen Briefwechsels, dem eine Auswahl in 14 Bänden folgte. Ludmilla Assing löste damit einen politisch-literarischen Skandal aus, wurde steckbrieflich verfolgt und zu Haftstrafen verurteilt. Die 'Sammlung Varnhagen' mit Briefen von und an mehr als 9000 Personen konnte sie vor dem Zugriff der Behörden ins italienische Exil retten. Diese Sammlung wird - in Abgrenzung zur herkömmlichen, der traditionellen Polemik verhafteten Varnhagen-Forschung - als 'Werk' untersucht, dessen Organon und chronikalisches Zentrum die Diaristik bildet. Ihre Editions- und Wirkungsgeschichte greift erstmals auf Prozeßakten, Tageszeitungen und die Verlagskorrespondenz mit F. A. Brockhaus zurück. Der Anhang bietet eine Bibliographie mit ca. 1200 Nachweisen aus der in- und ausländischen Presse zu den Publikationen Aus dem Nachlaß Varnhagen's von Ense