Fanny Lewalds Werk und Vita sind einmalig in der deutschen Literaturgeschichte. Schließlich war sie die berühmteste deutsche Romanautorin des 19. Jahrhunderts. Die deutsch-jüdische Schriftstellerin galt in ihrer Zeit als deutsche George Sand und wurde berühmt durch ihre Romane, aber auch durch ihr unkonventionelles Privatleben. Sie war zudem eine ausgesprochen politische Autorin, Fürsprecherin der Frauenrechte und in ihrer Jugend auch Parteigängerin und Chronistin der Revolution von 1848. Sie ist unter den bedeutenden Autorinnen des 19. Jahrhunderts sicher die vielseitigste, deren Werk nicht nur Romane, sondern auch politische, autobiografische und journalistische Arbeiten umfasst.
Lewald war zudem eine versierte Reisende, die sich auch durch ihre Reisebeschreibungen einen Namen machte. Der Sammelband „Fanny Lewald (1811-1889) – Studien zu einer großen europäischen Schriftstellerin und Intellektuellen“ soll der 1933 jäh abgebrochenen und erst vor wenigen Jahrzehnten wieder aufgenommenen Forschung neue Impulse geben, aber auch Leben und Werk der Ausnahmeschriftstellerin würdigen. Dazu haben deutsche und internationale Lewald-Forscherinnen und Forscher sich verschiedenen Aspekten des Schaffens von Fanny Lewald gewidmet, allerdings ohne dabei einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen. Mit Leben, Werk und den literarischen Beziehungen beschäftigen sich Aufsätze von Margaret Ward, Gabrielle Schneider und Renate Sternagel. Kerstin Wiedemann, Ulrike Stamm, Rebbecca Zajdowicz, Hans Hahn, Christina Ujma und Elaine Martin widmen sich Reiseberichten und Romanen aus Vor- und Nachmärz.
Die Reise- und Kunstbeschreibungen des Spätwerks analysiert Rainer Zuch, und den Abschluss bildet eine erstmalige Wiederveröffentlichung von Feuilletons aus Lewalds spätem Schaffen, in denen sie sich sowohl mit der Kunst ihrer Zeit als auch mit der Frauenfrage auseinander setzt.
Redaktioneller Hinweis in „literaturkritik.de“ (Mai 2011)
Jedem Menschen habe der Herrgott „einen Faden in die Hand gegeben, an dem er fortspinnen soll“, sagte Bettina von Arnim zu Fanny Lewald in den 1840er Jahren. „So muss mir für mein Theil wohl der Faden der fälschlich so genannten Frauenfrage zuertheilt worden sein.“ So nannte Lewald die „Herzenssache“, die stets Antrieb ihres Schreibens war – die Emanzipation der Frauen, der Juden und der jüdischen Frauen. Anlässlich des 200. Geburtstages dieser bedeutenden Romanschriftstellerin des 19. Jahrhunderts versammelt Christine Ujma in Fanny Lewald (1811-1889) Beiträge zu ihrem Schaffen, im Spannungsverhältnis von Weiblichkeit und Intellektualität. Neben ihren Beziehungen zu Heinrich Heine, George Sand und Therese von Bacheracht umgab sie sich auch mit jungen Männern wie Gottfried Keller und Theodor Fontane, mitunter zum Groll des „Establishments“.
cm in „der freitag“ (19.12.2011)
Am 24. März 2011 jährte sich der Geburtstag Fanny Lewalds zum 200. Mal. Verglichen mit im Rahmen solcher Dichterjubiläen üblichen Ehrungen […] fiel die Resonanz in den Medien wie auch in der Wissenschaft gering aus. […] Dieser fehlenden Beachtung stellt sich nun ein Band entgegen, der sich als „Hommage“ an Lewald als „großer europäischer Schriftstellerin“ verstanden wissen will. Mit Christina Ujma hat sich eine Herausgeberin gefunden, die sich seit langem um das Werk Fanny Lewalds bemüht und sich für deren Platz in der Literaturgeschichte bereits in zahlreichen Publikationen engagiert hat. […]
Jana Kittelmann in „German Quarterly“ (Spring 2012)
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