Artikel-Nr.: 978-3-89528-671-1
Seit etwa einem Jahrzehnt gibt es eine geradezu drohende mediale Präsenz des Amok. Amok ist eine aktuelle Chiffre der Angst. Dem Leser, der auf dieses Buch und seinen Titel stößt, wird vielleicht für einen kurzen Augenblick der Schreck in die Glieder fahren, denn die bekannten und unbekannten Bilder und Geschichten vom Amok werden hier zunächst unter dem Begriff der Ausbreitung versammelt. Das trägt nicht gerade zur Beruhigung bei.
Andererseits wird sich auch Skepsis breitmachen. Wie kann die Geschichte einer Ausbreitung rekonstruiert werden, wenn kein eindeutiges medizinisches Problem vorliegt? Wie kann die Ausbreitung von etwas konturiert werden, das keine festen Konturen hat? Wie kann sich überhaupt ein so extremes und so voraussetzungsreiches Verhalten wie das Amoklaufen ausbreiten? Das vorliegende Buch versucht Antworten auf solche Fragen zu geben und gleichzeitig einzuführen in eine weit zurück reichende Dimension des Amok – seine Geschichte. Diese wird als Medien- und Kulturgeschichte von der Frühen Neuzeit bis in die unmittelbare Gegenwart rekonstruiert.
Daten |
Heiko Christians Amok Geschichte einer Ausbreitung 2008 ISBN 978-3-89528-671-1 301 Seiten Klappbroschur |
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Inhalt |
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Autoreninfo |
Heiko Christians, Jg. 1963, ist seit 2008 Professor für Medienkulturgeschichte an der Universität Potsdam. Studium der Germanistik, Philosophie und Niederlandistik in Köln; weitere Buchveröffentlichungen: Über den Schmerz. Eine Untersuchung von Gemeinplätzen (Berlin 1999); Der Traum vom Epos. Romankritik und politische Poetik in Deutschland 1750 – 2000 (Freiburg i. Br. 2004). |
Aus der Kritik |
[...] Das Phänomen ist schillernd, wie es der Potsdamer Professor für Medienkultur, Heiko Christians, in seiner belesenen „Geschichte einer Ausbreitung“ luzid schildert. Es sperrt sich letzter begrifflicher Durchdringung, was auch Christians' Buch [...] Reiz verleiht und es intellektueller Unterhaltung empfiehlt. [...] Oliver Kohns hat aus aktuellem Anlass (Amoklauf von München am 22. Juli) seine 2008 erschienene Rezension des Buchs „Amok. Geschichte einer Ausbreitung“ von Heiko Christians komplett überarbeitet. Ausgehend von der der Annahme, dass der Amoklauf möglicherweise nicht in den Zuständigkeitsbereich der Psychiatrie, sondern in den einer Medienkulturwissenschaft fällt, empfiehlt er „noch einmal die vor ein paar Jahren erschienene Studie des Potsdamer Medienwissenschaftlers Heiko Christians über den Amoklauf zu lesen. Diese Studie nimmt die Beobachtung, dass der Amoklauf nicht nur ein beliebter Gegenstand massenmedialer Berichterstattung ist, sondern von dieser wesentlich konstruiert wird, zum Ausgangspunkt – und öffnet das Feld einer medienkulturgeschichtlichen Phänomenologie: »Sehr wohl aber müssen, die Genres der Amok-Überlieferung – also Meldung, Bericht, Tagebuch, Essay, Novelle, Briefroman, Blog oder Fachbuch – historisch verortet werden, sehr wohl müssen diese Formen nach Ausbreitungsgeschwindigkeit, Umfang, Ambition, Auflage oder Zugänglichkeit analysiert werden«.“ |