Jenseits von längst etablierten Schlagwörtern wie 'Ruinenmelancholie' und 'Ruinensehnsucht' unternimmt Hermann Bühlbäcker den Versuch, die Repräsentationsformen der Vergänglichkeit in der klassisch-romantischen Phase der deutschsprachigen Literatur einer systematischen Analyse zu unterziehen.
Anhand der Werke und Briefe von Goethe, Novalis, Brentano, Kleist und E.T.A. Hoffmann zeigt er, daß die jeweils unterschiedlichen Funktionalisierungen von Ruinenmotiv und -metapher als literarische Antworten auf die fundamentalen Umwälzungen der Epochenschwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert verstanden werden können. Dabei lassen sich diese Funktionalisierungen nicht monokausal als Ausdruck eines kollektiv-destruktiven Bewußtseins der Goethezeit interpretieren, sondern repräsentieren ein Denken, das zwischen der dialektisch vermittelten Polarität von Destruktion und Konstruktion positioniert ist: Die Trümmer der Gegenwart erscheinen im Licht zukünftiger Verheißung.