Mit diesem kulturwissenschaftlich-politischen Aufsatzband ist ein deutsch-afrikanisches Gemeinschaftsunternehmen anzuzeigen: Die Beiträger kommen aus Senegal, Kamerun, Großbritannien und Deutschland. Ein Projekt, das von der englischen Universität Nottingham finanziell ermöglicht wurde, aber im überwiegenden Teil die deutsche Germanistik betrifft.
Zehn Abhandlungen werden vorgelegt: zur afrikanischen Literatur in deutscher Sprache – die es in beachtlicher Zahl gibt! –, ferner zu Afrikabildern in der deutschen Literatur – bei Claire Goll beginnend, die 50er Jahre wie die aktuelle Szene schildernd –, und schließlich zu interkulturellen Lektüren – Goethe oder Romane des 19. Jahrhunderts, wahrgenommen aus der postkolonialen Gegenwart Afrikas.
Dies ist ein materialreicher Band, der am Paradigma „Afrika“ zeigt, wie der Slogan einer interkulturellen Literaturwissenschaft so in Kommentar und Interpretation umgesetzt werden kann, dass damit auch einer politisch wirksamen Bewusstseinsschärfung gedient ist. Denn der Nachholbedarf sprachlich-kultureller Verständigung der Europäer mit dem von Kriegen und Armut heimgesuchten Kontinent ist ja immens.
Die klugen und informativen Aufsätze leisten insgesamt einen energischen Beitrag zur Methodenreflexion einer germanistischen Kulturwissenschaft.
Christoph Laudien in „DAAD Letter Literatur 2003“
Die 10 Beiträge dieses bemerkenswerten Bandes bearbeiten zwei Desiderata. Das erste ist ein ‚stoffliches‘: Die Untersuchung der wechselseitigen Darstellungen Afrikas und Deutschlands in der deutschsprachigen Literatur seit Beginn des 20. Jh. Stützt sich neben bekannten auf eine ganze Reihe interessanter weniger bekannter Texte. Aufschlußreich sind ferner die Lektüren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur afrikanischer Migranten vor der Folie der frankophonen Literatur afrikanischer Migranten [...] und der deutsch-türkischen Literatur [...]. Das zweite Desiderat ist ein ‚methodisches‘: Die Hrsg. knüpfen programmatisch an „deutsche und afrikanische Ansätze zu einer interkulturellen Literaturwissenschaft an, die unabhängig von den Postcolonial Studiers entwickelt worden sind.“ [...] Diese beiden Beiträge [von M. Albrecht und D. Göttsche] schließen substantielle Forschungslücken.
Herbert Uerlings in „Germanistik“ (2003, Heft 3-4)
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