Der vorliegende Band rückt einen von der Goethe-Forschung wenig beachteten Aspekt ins Zentrum: die Figurationen des Grotesken in Goethes Werken. Begreift man Goethe, wie das in der Literaturgeschichtsschreibung noch häufig der Fall ist, als Klassiker par excellence und das Groteske mit Wolfgang Kayser und Michail Bachtin als Gegenkonzept des Klassischen, so scheinen Goethe und das Groteske inkompatibel zu sein.
Und doch: Die Beiträge einer international zusammengesetzten Gruppe von Goethe-Forscherinnen und -Forschern weisen eine überraschende Fülle von grotesken Gestaltungsmitteln, eine Vielzahl von heterogenen Kombinationen, von Verzerrungen, Vermischungen und Verkehrungen in Goethes Werken nach: Goethe erscheint als spöttisch und ironisch, als revolutionär, (selbst)kritisch und blasphemisch, als Meister des Paradoxen und des Heterogenen, das in seinem weitverzweigten - und in sich selbst heterogenen - Werk immer wieder Wesentliches zur Bedeutungskonstitution beiträgt.