Aus der Kritik |
Am 20. Februar jährt sich der Todestag von Brigitte Reimann zum 40. Mal, am 21. Juli 2013 hätte die Schriftstellerin, nach der in der DDR die „Ankunftsliteratur“ benannt wurde, ihren 80. Geburtstag gefeiert. 1960 zieht die mit Werken wie „Der Tod der schönen Helena“ oder „Die Frau am Pranger“ bereits erfolgreiche Autorin mit ihrem zweiten Ehemann, dem Schriftsteller Siegfried Pitschmann (1930-2002), nach Hoyerswerda. Beide arbeiten in unterschiedlichen Brigaden im Kombinat „Schwarze Pumpe“, setzen sich mit der „Arbeit in der sozialistischen Produktion“ auseinander und geraten zunehmend in Konflikt mit Kombinats- und Parteileitung. Gemeinsam veröffentlichen sie in dieser Zeit die Hörspiele „Ein Mann steht vor der Tür“ und „Sieben Scheffel Salz“. Doch während Reimann mit den Erzählungen „Ankunft im Alltag“ und „Die Geschwister“ auf sich aufmerksam macht, gerät der sensible, um Wahrhaftigkeit und sprachliche Perfektion ringende Pitschmann ins gesellschaftliche und private Abseits. Nach fünf Jahren trennt sich das ungleiche Paar, trifft sich viel später noch einmal und verabschiedet sich mit dem Satz „Wär’ schön gewesen!“ aus dem Roman „Fiesta“ von Hemingway, den beide verehren. Mit „Wär’ schön gewesen!“ ist auch der Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann überschrieben, der am 15. Februar im Bielefelder Aisthesis Verlag erscheint und eine Lücke schließen will in den bereits erschienenen Korrespondenzen der Autorin u.a. mit ihren Eltern, der Schriftstellerin Christa Wolf, Freundinnen und dem Architekten Hermann Henselmann. Herausgegeben hat den Briefwechsel die 1963 in Dresden geborene Bibliothekarin Kristina Stella, die sich seit Anfang der 1990er Jahre mit Leben und Werk von Brigitte Reimann beschäftigt und die seit mehr als zehn Jahren an einer Reimann-Bibliographie arbeitet. Der erste Band mit dem Verzeichnis der Primärliteratur soll zum 80. Geburtstag der Schriftstellerin erscheinen. Illustriert ist „Wär’ schön gewesen!“ nach Verlagsangaben mit Fotografien, die während der gemeinsamen Jahre des Paares entstanden sind. Zudem gibt es eine Auswahl aus den 54 Zeichnungen, die Siegfried Pitschmann für Brigitte Reimann angefertigt hat. Sie werden zum ersten Mal in diesem Band veröffentlicht.
Sabine Wagner in „Ostthüringer Zeitung“ (5.2.2013)
Vorabdruck aus dem Briefwechsel Brigitte Reimann-Siegfried Pitschmann im Magazin der „Sächsischen Zeitung“
„herzergreifende Briefe“: Sie sind jung und lebenshungrig und begegnen sich 1958 in Petzow im Schriftstellerheim der DDR. Es ist eine „Wahnsinns-Liebe“, schreibt Brigitte Reimann. Mit dem zeitkritischen Roman „Franziska Linkerhand“ wird sie später beru¨hmt und mit ihren offenherzig aufru¨hrerischen Tagebu¨chern. Daniel Siegfried Pitschmann schreibt vor allem Erzählungen. Beide sind noch verheiratet, lassen sich scheiden, sie leben und arbeiten zusammen in Hoyerswerda. Ist einer von ihnen unterwegs, wechseln sie herzergreifende Briefe. Viele blieben erhalten aus der Zeit zwischen 1958 und 1971. Sie werden jetzt erstmals veröffentlicht im Band „Wär schön gewesen!“, herausgegeben von Kristina Stella im Aisthesis Verlag [...].
Karin Großmann im Magazin der „Sächsischen Zeitung“ (16./17.2.2012)
Hier der Artikel im PDF-Format.
Vorabdruck aus dem Briefwechsel Brigitte Reimann-Siegfried Pitschmann in der Magdeburger „Volksstimme“
Hier der Artikel im PDF-Format.
Ernest Hemingway stand Pate für den Titel „Wär schön gewesen!“, unter dem die Bibliothekarin Kristina Stella den Briefwechsel zwischen der heute vor 40 Jahren verstorbenen Schriftstellerin Brigitte Reimann und ihrem zweiten Ehemann Siegfried Pitschmann herausgibt. [...] Bis auf zwei Briefe ist sie bislang unveröffentlicht, diese Korrespondenz, für die Herausgeberin Kristina Stella im Nachlass der Schriftstellerin im Brigitte-Reimann-Literaturhaus in Neubrandenburg forschte. Fast 150 Briefe enthält der Band, die nicht nur das private Bild beider Schriftsteller weiter erhellen, sondern auch Querverweise zu deren Arbeit ermöglichen (worin jeder den anderen für begabter und erfolgreicher hielt) und biografische Brisanzen nicht völlig ausklammern (Brigitte Reimann 1958: „Die Stasi scheint noch nicht begriffen zu haben, dass ich passe“). Hinzu kommen Fotografien sowie einige der 54 Zeichnungen, die Pitschmann im Laufe jener Jahre für seine Frau fertigte. Der Titel des Buches ist einer Textpassage des von beiden Schriftstellern verehrten Ernest Hemingway entlehnt. Dass mit der Offenheit des Gedanken- und Gefühlsreichtums „nicht immer eine wahrheitsgemäße Schilderung der Alltagsereignisse einhergeht“, deutet die Herausgeberin an, überlässt es jedoch dem Leser, sich Genaueres aus dem Vergleich mit den Tagebüchern selbst zu erschließen. Seit Anfang der 90er-Jahre beschäftigt sich die aus Dresden stammende Bibliothekarin Kristina Stella mit Brigitte Reimann; bis zu deren 80. Geburtstag im Sommer will sie auch eine Bibliographie fertigstellen. Begangen werden die beiden Jahrestage in den nächsten Monaten auch in Brigitte Reimanns Heimatstadt Burg bei Magdeburg, ihrem langjährigen Lebensort Hoyerswerda, Zentrum der gemeinsamen Jahre mit Siegfried Pitschmann, und Neubrandenburg, wo sie ab 1968 lebte. Das in ihrem einstigen Wohnsitz ansässige Literaturzentrum der Viertorestadt will am Freitag Ausblicke auf sein Programm geben.
Susanne Schulz in „Nordkurier“ (20.2.2013)
Der vollständige Artikel: http://www.nordkurier.de/cmlink/nordkurier/nachrichten/kultur/dass-du-mich-zerruttet-hast-1.544451
Heute vor 40 Jahre starb Brigitte Reimann:
Im Aisthesis Verlag ist jetzt der Briefwechsel mit Siegfried Pitschmann erschienen.
Siegfried Pitschmann (1930-2002) und Brigitte Reimann (1933-1973) lernen sich im März 1958 im Schriftstellerheim in Petzow vor den Toren Potsdams kennen. Während die attraktive junge Frau, die bereits mit ersten Erzählungen auf sich aufmerksam gemacht hat, von den männlichen Kollegen umschwärmt, ausgelassen feiert, hält sich Pitschmann zurück. Er lauscht in der „wunderschönen Halle“ des Heims im Radio einem Beethoven-Violinkonzert. Plötzlich kommt Reimann, dreht am Radio herum, um „ein bisschen Jazz oder was anderes Flottes“ zu suchen. Pitschmann weist sie in die Schranken: „Das ist Oistrach, meine Dame - er spielt Beethoven.“ Mit dieser oft bemühten Episode beginnt die „Wahnsinns-Liebe“ zwischen einem ungleichen Paar. Die temperamentvolle Reimann schreibt wie besessen, der sensible, um Perfektion ringende Pitschmann sitzt manchmal tagelang an einem einzigen Satz. Am 10. Februar 1959 heiraten sie, ein Jahr später ziehen die Schriftsteller nach Hoyerswerda, in jene Stadt, in der Brigitte Reimanns einziger, unvollendet gebliebener Roman „Franziska Linkerhand“ angesiedelt ist. Knapp fünf Jahre hält dieses kräftezehrende Mit- und Gegeneinander. „Bezahlt mit Leiden und Produktivität“, notiert Siegfried Pitschmann im Nachruf auf Brigitte Reimann, die heute vor 40 Jahren in Berlin an Krebs starb. Zum Todestag ist unter dem Titel „Wär schön gewesen“ im Aisthesis Verlag der Briefwechsel mit Siegfried Pitschmann erschienen. Herausgegeben durch die Bibliothekarin Kristina Stella schließt er nicht nur eine Lücke in den bereits veröffentlichten Korrespondenzen u.a. mit Reimanns Eltern, ihren Freundinnen, dem Architekten Hermann Henselmann oder Christa Wolf. Die Briefe - der erste vom 4. April 1958, der letzte vom 5. Februar 1971 - geben vor allem Auskunft über die Gefühle, Ängste, Wünsche und Hoffnungen der Liebenden, beruflich wie privat, und erweisen sich zudem als überaus interessantes Zeitdokument. Wer allerdings die Reimann-Tagebücher kennt, wird Widersprüchliches ausmachen. Nicht immer gehen die Alltagserfahrungen des Paares in Briefen und Tagebucherinnerungen zusammen. Insbesondere der „Brief aus dem Schreibtisch“ (7. Februar 1964), in dem Siegfried Pitschmann seiner Noch-Ehefrau den Schmerz über die bereits zerrütte Ehe gesteht, zeigt erstmals eindringlich, wie qualvoll für ihn die letzten Monate des Zusammenlebens gewesen sein müssen. Die in Teilen sehr intimen, hoch emotionalen Bekenntnisse gehen unter die Haut. Sie lassen den Leser teilhaben an Ereignissen, die in Reimanns Tagebüchern nicht vorkommen. Und sie zeigen eine Brigitte Reimann, wie Siegfried Pitschmann sie sah. Zum Verständnis hat Kristina Stella dem Briefwechsel Zwischentexte zugefügt, die Informationen über Orte und zeitliche Abfolgen liefern. Ein Register gibt Auskunft über die in den Briefen erwähnten Personen.
Sabine Wagner in „Ostthüringer Zeitung“ (20.02.13)
Der ergreifende Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann ist im Aisthesis Verlag, Bielefeld, erschienen und schließt eine Lücke in beider Schriftstellerbiografie. [...] Man muss [Pitschmanns] als auch den Erben der Reimann dankbar sein, dass sie der Veröffentlichung der mitunter sehr intimen Briefe zugestimmt haben. Der ungewöhnlich emotionale Briefwechsel folgt einer Sehnsuchtsmelodie, die schon bei der ersten Begegnung in Petzow anklingt und von beiden immer wieder aufgenommen wird. [...] Kristina Stella, die Herausgeberin, hat den Briefwechsel akribisch und sehr sachkundig kommentiert.
Frank Quilitzsch in „Thüringer Landeszeitung“ (02.03.13)
Der vollständige Artikel: http://www.tlz.de/startseite/detail/-/specific/Dies-ist-nun-das-Ende-herzliebste-Freundin-573839341
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