Gustave Oelsner-Monmerqué (1814-1854), ein vielseitig engagierter Schriftsteller, Denker und Aktivist mit deutsch-französischem kulturellen Hintergrund, erzählt in seinem Roman Schwarze und Weiße. Skizzen aus Bourbon als Augenzeuge von den Missständen der kolonialen Herrschaft und der Sklaverei, gegen die er in der kurzen Zeit seines Aufenthalts auf der Insel Bourbon, heute La Réunion, kaum etwas ausrichten konnte. Erst die literarische Form verschaffte seinen abolitionistischen Zielsetzungen ein größeres Publikum. Der deutsche Erstdruck seines Buchs erfolgte 1848 – im selben Jahr wie die Abschaffung der Sklaverei in den französischen Kolonien. Bis zur Übersetzung ins Französische und der vorliegenden Neuauflage der Originalfassung vergingen fast zwei Jahrhunderte. Von besonderem Interesse sind für den heutigen Leser nicht allein die dokumentarischen, die sozial- und kulturwissenschaftlichen Aspekte dieser im Umfeld des Vormärz entstandenen Gesellschaftsskizzen, sondern auch deren intertextuelle und rezeptionsorientierte Zusammenhänge, die sich erst von einem postkolonialen Standpunkt aus in ihrer ganzen Tragweite erschließen.
Die kritische und kommentierte Neuausgabe des Romans besorgten Gabriele Fois-Kaschel und Marlene Tolède im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit zum Thema Deutsch im Kontakt der Kulturen an der Universität von La Réunion.