Aus der Kritik |
Mit dem Erscheinen der ersten Bände einer kritischen Gesamtausgabe der Essayistik und Publizistik Heinrich Manns wird eine Lücke geschlossen, die von der Exilforschung bereits seit Langem als skandalös und ärgerlich empfunden wurde. [...] Im Kommentarteil bzw. -band werden ausführlich die Textgrundlagen, die Entstehungs- und Textgeschichte, die Überlieferung und die Textkonstitution, dazu Abweichungen und Varianten verzeichnet. Historische bzw. politische Anspielungen werden akribisch erläutert. Speziell der kommentierende und erläuternde Apparat zeichnet sich durch beeindruckenden Kenntnisreichtum aus. [...]
Frithjoff Trapp in „Exil“ (H. 2, 2009)
[...] Beim Umgang mit den beiden Bänden fällt vor allem auf, dass es den Herausgebern trotz der Komplexität von Heinrich Manns essayistischem und publizistischem Werk gelungen ist, den Überblick zu behalten und die beiden Bände nutzertauglich zu strukturieren. So wurden etwa die zahlreichen von Heinrich Mann selbst veröffentlichten Sammelbände aufgelöst und chronologisch nach dem Datum der Erstveröffentlichung in die übrigen Texte eingegliedert. Ist ein Text von Heinrich Mann „in fremder und deutscher Sprache verfasst worden, erscheinen beide Fassungen gleichberechtigt unter dem Datum der Erstpublikation. Ausführliche Anhänge geben Auskünfte zu den vorliegenden Bänden, hier werden insbesondere Lebensorte und -umstände, literarisches Schaffen, Textgruppen, Zusammenarbeit mit bestimmten Kreisen, Personen oder Publikationsorganen“ im Zeitraum, der die einzelnen Bände betrifft, berücksichtigt. [...]
Frauke Schlickau in „literaturkritik.de“ (März 2010)
Hier die komplette Rezension: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=14187
[...] die ersten beiden Bände eines großen Unternehmens: In insgesamt neun Bänden werden als kritische Gesamtausgabe sämtliche erreichbaren Essays und publizistischen Äußerungen Heinrich Manns veröffentlicht werden. [...] Die neue Ausgabe löst zum ersten Mal die Zusammenstellungen früherer Zeiten auf und verfährt strikt chronologisch und vor allem umfassend, somit auch ein umfassendes Bild des streitlustig engagierten Publizisten ermöglichend und vor allem ein Staunen befördernd über die Produktivität und die nicht nachlassende Verflochtenheit in die Zeitumstände der gegenüber die Stellungnahmen des Bruders - bei allem Respekt - eher partikular und zurückhaltend wirken. [...] Die nun vorliegenden Bände sind als Edition eine respektgebietende Leistung, vortrefflich dokumentiert und üppig, aber durchgehend lesbar kommentiert, sie sind eine große Tat. [...]
Jens Malte Fischer in „Süddeutsche Zeitung“ (17.06.2010)
[...] Die Gesamtausgabe von Heinrich Manns Essays - das sind Abenteuer des Geistes. [...] Und während sein gegenwärtiger Hausverlag [...] all seine Kraft in die spektakuläre Kritische Thomas-Mann-Ausgabe steckt, unternimmt jetzt der kleine Bielefelder Aisthesis Verlag eine beeindruckende Kritische Gesamtausgabe von Heinrich Manns Essays. Die ersten beiden Bände sind vor kurzem erschienen, sie umfassen die Jahre 1930 bis 1935, sind beinahe 2000 Seiten stark und können sich in Sorgfalt, Umfang und Präzision der Kommentierung mit der Frankfurter Bruder-Ausgabe absolut messen. Das Lesen darin ist ein Abenteuer [...], ein Abenteuer der politischen Kämpfe jener Jahre [...].
Volker Weidemann in „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (08.08.2010)
Mit dem Erscheinen der ersten Bände einer kritischen Gesamtausgabe der Essayistik und Publizistik Heinrich Manns wird eine Lücke geschlossen, die von er Exilforschung seit langem als skandalös und ärgerlich empfunden wurde. […] Die Texte werden nach den Erstdrucken dargeboten. Das hat die überraschende – und dem Sachverhalt angemessene – Tatsache zur Folge, dass der Leser speziell des Exilbandes (Bd. 6) zuerst mit den französischsprachigen Texten konfrontiert wird, die M. für die in Toulouse erscheinende Dépêche verfaßte und erst anschließend mit den deutschsprachigen Zweitdrucken bzw., sofern ein deutschsprachiger Nachdruck nicht existiert, mit einer Übersetzung. Damit tritt dem Leser ein Tatbestand ins Bewusstesein, der an sich zwar bekannt ist, aber bislang kaum entsprechend gewürdigt wurde: das Faktum, dass M. im Exil einen wichtigen Teil seiner Publizistiknicht allein in franz. Sprache formuliert hat, sondern diese Texte in Hinblick auf französischsprachige Rezipienten auch bereits konzipiert hat. Die Vermutung liegt nahe, dass dies in Hinblick auf die Beurteilung von M.s Argumentation und Stil von Relevanz ist.
Frithjof Trapp in „Germanistik“ (Bd. 50/H. 3-4)
Vorbildlich ediert: Heinrich Manns Publizistik in einer kritischen Gesamtausgabe.
In den Essays und Aufsätzen der Jahre 1930 bis 1935, die wir jetzt lesen können, zum ersten Mal in dieser Fülle, dieser Vollständigkeit erfasst, spiegeln sich die umfangreichen Aktivitäten des Publizisten Heinrich Mann, und was man bisher allenfalls aus der Sekundärliteratur wusste, ist hier nun mustergültig dokumentiert: Kein deutscher Schriftsteller von Rang hat sich damals so intensiv, mit so viel Verstand und Herzblut in die politischen Kämpfe eingemischt wie er. Er hat die Republik verteidigt bis zur letzten Minute, und er attackierte die Nazidiktatur, kaum dass er in Sicherheit war. Man hat diesen Heinrich Mann so lange immer nur in Ausschnitten gesehen: zunächst in den Essaybänden der seit 1951 von Alfred Kantorowicz betreuten ersten Werkausgabe des Aufbau-Verlages, später, 1971, in Werner Herdens Sammlung »Verteidigung der Kultur«, zuletzt in den Bänden der Studienausgabe, die im Fischer-Taschenbuchverlag erschienen sind. Alle Hoffnungen, die gesamte Publizistik kennenzulernen, richteten sich lange auf die zweite, von Sigrid Anger bei Aufbau edierte Werksammlung. Sie ist, was die Darbietung der Prosa betrifft, in ihrer Vollständigkeit noch immer unübertroffen, aber sie blieb unvollendet. Die Ausgabe der Essays kam über Vorarbeiten nicht hinaus.
Jetzt aber, endlich, ist diese Edition, eine kritische Gesamtschau in neun Bänden, in Sicht. Sie erscheint nicht im Hause S. Fischer, wo heute die Rechte liegen und wo die 1994 so flott begonnene Werk-Reihe in Einzelbänden seit Jahren nicht mehr vorankommt, sondern im Bielefelder Aisthesis-Verlag, und sie ist, nach dem Auftakt zu urteilen, eine Glanztat, staunenswert in der Erfassung der weit verstreuten, oft schwer zugänglichen, auch unveröffentlichten Texte, ergänzt noch durch die Interviews und Umfrageantworten, und vorzüglich in der Kommentierung. Noch nie ist Heinrich Mann so gründlich, so erhellend vorgestellt und erläutert worden wie hier. Band 5 mit den Arbeiten der Jahre 1930 bis 1933, herausgegeben von Volker Riedel, bringt es auf einen Apparat von über 300 Seiten, Band 6, in dem Wolfgang Klein die Publizistik bis 1935 versammelt, benötigt für den Anmerkungsteil gar einen ganzen Halbband.
Es sind wichtige, fesselnde Bücher. Heinrich Mann, ungeheuer produktiv, gibt sich mitteilsam, streitlustig, kämpferisch. Er beteiligt sich an Umfragen übers Reisen, sein Schulerlebnis, über den Tonfilm, neue Literatur, Goethe-Feiern oder die Krise der Intellektuellen, schreibt seine Essays über Flaubert und Stendhal, schildert sein Gespräch mit dem französischen Politiker Aristide Briand oder eine nächtliche Theaterprobe in Berlin. Er schwärmt für Paris und wird nicht müde, für die deutsch-französische Verständigung zu werben, äußert sich über seinen Roman »Die große Sache« von 1930, über Schriftsteller und Krieg oder zur geistigen Lage. Er winkt auch nicht ab, als man ihn fragt, in welcher Kleidung die ideale Frau auf dem Presseball erscheinen sollte.
Aber im Zentrum steht hier der politische Kopf, der streitbare Demokrat und Nazigegner, der Schriftsteller, der sich immer wieder, furios und radikal, zum Zeitgeschehen äußert, ein geübter Polemiker, Kämpfer für eine »Diktatur der Vernunft«. Dem Urteil des Joachim Fest, er sei ein »Unpolitischer« gewesen, schwankend zwischen »humaner Vernunft, Verblendung und Gespensterglauben«, ein »unwissender Magier« wie sein Bruder Thomas, wird in diesen Bänden eindrucksvoll widersprochen. [...]
In den Essays und Arbeiten zum Tage, die hier vorliegen, entrissen dem Dunkel der Archive, kann man ihn finden. Es hat lange keine so gute Nachricht in seiner Sache gegeben.
Klaus Bellin in „Neues Deutschland“ (18.08.2010)
Es scheint so, daß Heinrich Mann bis heute nicht nur im Schatten seines Bruders Thomas steht, sondern auch noch nicht einmal eine feste verlegerische Heimstatt gefunden hat. Die großangelegte Edition des Aufbau-Verlages mußte aus Rechtsgründen nach 1990 sistiert werden; dabei verblieben als empfindlichste Lücke die Essays und Pressebeiträge, für die vier Bände vorgesehen waren, d.h. ursprünglich eine – zweifellos ideologisch mitbedingte – Auswahl, die jedoch zumindest über eine frühere viel stärker selektive Ausgabe desselben Verlages hinausgegangen wäre. Innerhalb der Werkreihe des Fischer-Verlages liegen die Essays in den vom Autor selbst veranstalteten Sammelbänden vor, also ebenfalls nicht annähernd vollständig, zumal Heinrich Mann seine Publizistik nach 1933 nur noch ausnahmsweise in Einzelausgaben zusammenfassen konnte. Nun erscheint beim Aisthesis Verlag Bielefeld – in gediegener Ausstattung – die längst überfällige umfassende Sammlung, mit der, als einer kritischen Gesamtausgabe, der äußerst begrüßenswerte entscheidende Schritt sowohl über die beim Aufbau-Verlag einst geplante als auch über die bei Fischer vorliegende Lese-Studien-Ausgabe hinaus vollzogen wird. [...] Diese Ausgabe, so macht gleich ihr Beginn evident, ist eine großartige Leistung in den drei maßgeblichen editionswissenschaftlichen Grundabsichten: den Textbestand mit möglichster Vollständigkeit zusammenzubringen, ihn verläßlich darzubieten und kommentatorisch zu erschließen. Sie entspricht dem Rang des Publizisten Heinrich Mann und wird der Erforschung eines bislang doch ziemlich vernachlässigten Werkbereiches, dem sie eine bestmögliche Quellenbasis schafft, ohne Zweifel perspektivreiche Neuimpulse geben.
Wolfgang Albrecht in „IFB (Informationsmittel für Bibliotheken)“ (Oktober 2010)
Hier die komplette Rezension: http://ifb.bsz-bw.de/bsz303112972rez-1.pdf?id=3556
[...] Mit der jetzt zu vermeldenden editionsphilologischen Anstrengung des Herausgeberteams um WOLFGANG KLEIN wird dem Mann’schen Werk ohne jede Frage endlich jene Würdigung zuteil, die ihm, zumal mit Blick auf die deutsche Kulturgeschichte, gebührt. [...] [Heinrich Manns] Essayistik und Publizistik (1889–1950), mit deren Veröffentlichung die auf 9 Bände konzipierte Gesamtausgabe im Aisthesis Verlag nun eröffnet ist, sind durchdrungen vom Impetus eines Humanismus, der seinesgleichen sucht. [...] Mit der vorliegenden kritischen Gesamtausgabe wird der Mittelweg zwischen einer textkritischen Lese- und einer historisch-kritischen Ausgabe gewählt, eine durchaus vertretbare Entscheidung. Die Ausstattung (Leinen-Hartcover, gebunden und mit Lesezeichenbändchen, und gutes Papier) hebt das Lesevergnügen erheblich, wenngleich sie natürlich auch ihren Preis hat. [...]
Hermann Haarmann in „Zeitschrift für Germanistik“ (2/2011, S. 406-409)
[...] Noch nie ist Heinrich Mann so gründlich, so erhellend vorgestellt und erläutert worden. [...]
Klaus Bellin in „Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie“ (1, 2011)
[...] Die Edition ist ein Optimum dessen, was zu leisten war: Sie ist mustergültig, es gibt eigentlich keine vergleichbare Ausgabe vergleichbarer deutscher Schriftsteller, die sich auch nur halbwegs mit ihr messen könnte. [...] Hier ist wahrlich einzigartige Forschungsarbeit geleistet worden. [...] Bleibt noch zu erwähnen, daß der Aisthesis Verlag die Bände vorzüglich ausgestattet hat; auch dem ist zu verdanken, daß Heinrich Mann mit seiner gesamten Publizistik und Essayistik von 1930 bis 1935 jetzt endlich (wieder) präsent ist.
Helmut Koopmann in „Weimarer Beiträge“ (2/2011)
Endlich wird das bedeutende essayistische und publizistische Werk Heinrich Manns nach allen Regeln editorischer und historisch-philologischer Kompetenz dokumentiert. [...] Vorab gesagt, besteht kein Zweifel, dass die in Textwiedergabe und Kommentierung für lange Zeit ultimative Edition über die verdiente Anerkennung in den wissenschaftlichen 'communities' hinaus Beachtung findet und dem Autor auf Dauer eine veränderte Relektüre und Aufmerksamkeit sichert. [...] Dass sich der Bielefelder Aisthesis Verlag der Aufgabe angenommen hat, ist als enorme verlegerische Tat zu betrachten. [...]
Michael Stark in „Heinrich Mann-Jahrbuch“ (29/2012)
[...] Die Ausgabe entwirft ein scharfes Bild des in Deutschland seltenen Typus eines engagierten Intellektuellen, der sich, wo immer notwendig, einmischt und durch die Entschiedenheit und Klarheit seiner Positionen sich deutlich vom größten Teil der deutschen Intelligenz abhebt. Sie lässt im Kommentar deren Schwanken zwischen offenem Widerstand gegenüber der braunen Gefahr, vorsichtigem Taktieren zwecks Vermeidung jeder Provokation und opportunistischer Anpassung erkennen [...]. Für das intellektuelle Klima im Umkreis der Machtergreifung ist die Ausgabe eine Fundgrube. Die vorzüglich ausgestatteten Bände werden von vier Registern erschlossen, einem der Werke Heinrich Manns, einem Personenregister, einem Register der Periodika (besonders nützlich!) und einem der Verlage. Insgesamt handelt es sich um ein imposantes Unternehmen. [...]
Jan-Dirk Müller in „Arbitrium“ (30. August 2012)
[…] Seit 2009 sind die ersten drei voluminösen Bände mit der Mann’schen Essayistik und Publizistik erschienen und das in bester editionsphilologischer Qualität. […]
Hermann Haarmann in „Zeitschrift für Germanistik“ (3/2012)
[eine] hervorragende kritische Gesamtausgabe der Essays und Publizistik H.[einrich] Manns […]
Holger Pils „Germanistik“ (2011, Heft 3-4)
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