Gleichsam ein literarisches Credo hat Erich Jansen an das Ende seines Lebens und Werks gestellt: »Die Welt kennt keine Poesie.« Mit diesem lakonischen Diktum (dem in der Manuskriptfassung noch der Zusatz folgte: »Was sie Poesie nennt, ist ihre Grausamkeit, ihr tödlicher Mangel an Empfindung«) beschloss er nicht nur ein lyrisches autobiographisches Porträt, Mit zwanzig kannte ich die Welt, sondern auch seine letzte, im Jahr seines Todes, 1968, von ihm besorgte Buchpublikation Die nie gezeigten Zimmer. Jansens Schlusszeile lässt sich in einer ambivalenten Weise verstehen: Zum einen als desillusionäre, ja resignative Erkenntnis; zum anderen als Motivation der dichterischen Arbeit, als Intention, der unpoetischen Welt die verlorene Poesie zurückzuholen und diese einem (breiteren) Publikum bekannt zu machen. Diese poetische Ambition sollte sich für Jansens literarische Entwicklung und Etablierung indes als schicksalhaft erweisen. […]
Geboren wurde Erich Jansen als ältester Sohn des Apothekers August Jansen (1868-1936) und dessen Frau Gertrud geb. Keller (1871-1948) am 31. Oktober 1897, »nachmittags um drei Uhr, an einem Sonntag« - wie er sich erinnerte -, »in der Adler-Apotheke am Kirchplatz [Markt 4] zu Stadtlohn«, einer kleinen Stadt im westlichen Münsterland, nahe der holländischen Grenze. Sein Vater, den der Dichter im Rückblick als »gütigsten Mann« verehrte, hatte im selben Jahr die Stadlohner Apotheke gekauft und so bereits den beruflichen Weg seines Sohnes vorgezeichnet. Seiner Mutter, die aus dem rheinischen Linnich im Jülicher Land stammte, gedachte Erich Jansen später ebenfalls mit den wärmsten Worten: »Sie war die duldsamste, schönste und lieblichste Mutter, die ich je gesehen habe«. Das intakte Elternhaus, in das 1899 und 1903 noch zwei Brüder, Karl und Franz, geboren wurden, bot ihm folglich eine wohlbehütete, glückliche Kindheit.
(Aus dem Nachwort)