[...] Für den Literaturwissenschaftler, der sich mit dem Komplex der Postkolonialität mithilfe ihrer literarischen Mediatisierung auseinandersetzt, ergeben sich folglich zwei zentrale Aufgaben: zum einen muss er die spezifischen Strategien untersuchen, mit denen die Literatur sich der Aporie der Fremddarstellung nähert und dabei die eigene Partizipation am kolonialen Diskurs reflektiert. Zum zweiten muss angesichts der dadurch entstehenden kulturwissenschaftlichen Ausrichtung der Literaturwissenschaft ihr Standort neu bestimmt werden. Beiden Aufgaben ist ein Dilemma zu eigen, dem sich die Dissertation zu stellen versucht: wie kann die Literatur das Fremde abbilden, wenn doch jede Form der Repräsentation immer auch die Vereinnahmung des Dargestellten bedeutet? Und wie kann der spezifisch literarische Zugang zum kulturwissenschaftlichen Problemfeld des Postkolonialismus geleistet werden, ohne dabei in Abhängigkeit von Nachbarwissenschaften wie Geschichte und Politologie zu geraten? Die der postkolonialen Theorie entgegengebrachten Einwände werden dabei zum methodologischen Ausgangspunkt, begründen sowohl die Notwendigkeit einer dialektisch-kritischen Selbstreflexivität wie auch die einer poetologischen Programmatik. Jochen Dubiel beschreibt Auswege aus den beschriebenen Dilemmata, indem er sie tatsächlich als Auftrag versteht: so wird der Literaturwissenschaftler zum „Botschafter seiner Disziplin“, der die in der Literatur angesiedelten Mechanismen ästhetischer Brechung herausarbeitet, die in ihrer hybriden Mehrdeutigkeit schließlich zur Überwindung des kolonialen Blicks führen.
Annika Nickenig in „literaturkritik.de“ (April 2007)
Vollständig unter: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=10549
[...] Das Buch trägt [...] zur Theoriebildung des „postkolonialen Blicks“ bei, ist aber gleichzeitig als Metadiskurs zu lesen, der vertraute und neuere Theorien und Ansätze miteinandern und gegeneinander ins Spiel bringt. [...]
Birgit Tautz in „Monatshefte“ (Vol. 99, No. 4, 2007)
In seiner komparatistischen Studie bietet Dubiel einen souveränen Überblick über die Leitbegriffe bisheriger postkolonialer Studien (Said, Bhabha) und ergänzt diese um ein detailliertes poetologisches des ‚Dritten‘. [...] Die Studie ist reich orchestriert durch Beispiele der fiktionalen Literatur.
Gabriele Dürbeck in „Germanistik“ (Heft 1-2/2008)
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