Lyrische Texte werden über lange Zeit hinweg mit illustrativer Zurückhaltung belegt. Tatsächlich scheint es evidenter, eine Bebilderung zu narrativen Texten zu gestalten, in denen es Szenen gibt, die leicht ins Medium des Bildes umgesetzt werden können. Lyrische Texte hingegen erweisen sich der direkten Umsetzung in eine Illustration gegenüber meist widerständig.
Das vorliegende Buch versucht zu zeigen, wie und warum Lyrik in Frankreich um 1900 dennoch zur bevorzugt bebilderten Textgattung geworden ist: mit der Entwicklung des livre de peintre werden Bild und lyrischer Text zunehmend zu Komponenten einer Konzeption, die das Buch als Gesamtes im Visier hat. Aus dem illustrierten Buch wird eine bimediale Komposition, bei der nicht eine Seite illustriert, sondern ein Buch gestaltet wird. Etwa zur gleichen Zeit entsteht die filmische Variante bimedialer Auseinandersetzung mit Bild und Lyrik, die am Beispiel surrealistischer Filme erläutert wird.