Napoleon ist in den 'Befreiungskriegen' vom deutschen Boden verdrängt, und der Wiener Kongreß hat die Kräfte der Restauration gestärkt. Die Bevölkerung in den vielen deutschen Kleinstaaten wendet sich privat-beschaulichen Aktivitäten zu – unter anderem dem Besuch des Theaters, wo überwiegend anspruchslose Unterhaltungsstücke geboten werden. In diese politische und literarische Friedhofsstille hinein schreibt der Detmolder Jurastudent Christian Dietrich Grabbe seine blutrünstige Tragödie Herzog Theodor von Gothland und die noch heute gespielte Komödie Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Während seiner kurzen Karriere als Rechtsanwalt und Militärrichter folgen weitere Dramen, die dieser literarischen Gattung den Weg von der Klassik zur Moderne weisen. Bertold Brecht und Heiner Müller stehen in der von Grabbe mitbegründeten Tradition des Offenen Dramas. Dieses Hörbuch erzählt das kurze, bewegte und tragische Leben eines Außenseiters, der seiner Zeit weit voraus war.