[…] in dem Buch geht es um nichts weniger als alles, nämlich die Revolution. Die Revolution ist geschehen, aber weil sie gescheitert ist, steht sie zugleich noch bevor. Deswegen schaut »Geschichte und Klassenbewußtsein« sowohl nach vorne als auch zurück. Aus dem Verhältnis dieser beiden Perspektiven, aus dem Wunsch, Niederlagen und Krisen zu verstehen, resultiert eine charakteristische Spannung des Werks, die es auch heute noch lesenswert macht.
Eine jüngst im Aisthesis Verlag erschienene Jubiläumsausgabe von »Geschichte und Klassenbewusstsein« präsentiert ein Faksimile des Handexemplars von Georg Lukács, in dem seine teils korrigierenden, teils sich die eigenen Gedankengänge vergegenwärtigenden Anmerkungen dokumentiert werden. Das Buch überhaupt wieder zugänglich zu machen, so erfährt man in dem instruktiven Nachwort von Rüdiger Dannemann, davon musste der Autor erst überzeugt werden. Lukács war sich sicher, dass seine frühen Schriften an konkrete historische Situationen gebunden waren. Deshalb sperrte er sich lange gegen eine Neuauflage zu seinen Lebzeiten. Erst das wachsende, auch internationale Interesse sowie prominente Äußerungen von Theodor W. Adorno, Lucien Goldmann oder Maurice Merleau-Ponty überzeugten ihn schließlich Anfang der 1960er Jahre, einer Wiederveröffentlichung zuzustimmen. […]
Robert Zwarg in „Neues Deutschland“ (14.04.2023)
Zum kompletten Aufsatz: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1172438.georg-lukacs-jahre-geschichte-und-klassenbewusstsein-es-geht-um-alles.html?sstr=Luk%C3%A1cs
[...] Für das Verständnis und den Kontext von „Geschichte und Klassenbewußtsein“, erstmals vor hundert Jahren erschienen, in der nachfolgenden Rezeptionsgeschichte ist diese Ausgabe unbedingt zu empfehlen.
Sebastian Klauke in „rosalux.de/news“
Zur vollständigen Rezension: https://www.rosalux.de/news/id/51003/neues-zu-georg-lukacs-und-geschichte-und-klassenbewusstsein
Warum „Problemsucht?“, „Überspitzte, falsche, idealistische Formulierung!“, „ultralinks übertrieben“ – 100 Jahre nach dem Erscheinen der Aufsatzsammlung „Geschichte und Klassenbewußtsein“ kann man nun lesen, wie Georg Lukács sein eigenes Werk kommentierte. Ermöglicht wird dies durch eine von Rüdiger Dannemann, Bálint Gusztáv Mosóczi und Zoltán Mosóczi herausgegebene Faksimileausgabe des aus Lukács eigener Bibliothek stammenden Exemplars. In dieser finden sich neben dem Text von Lukács’ auch dessen handschriftliche Anmerkungen sowie eine kommentierte Transkription dieser Marginalien. […] Unter der Hand erzählen die Marginalien […] noch eine ganz andere Geschichte. Wie im Kommentar von Dannemann erörtert wird, scheinen nicht alle Markierungen von Lukács selbst zu stammen. Immer wieder finden sich Hervorhebungen von fremder Hand. Man sieht dem Text somit an, wie er sich in Lukács' Umfeld bewegte. Dannemann ist mit seiner Gründlichkeit bestrebt, auch diese implizite, kollektive Kommunikation jeweils in ein explizit vernehmbares, geistiges Gespräch zu verwandeln. […] Es wäre wohl kein geringes Verdienst dieser Edition, [...] zur Beschäftigung mit Lukács [...] beizutragen. […]
Ludwig Felhofer in „Alfred Klahr Gesellschaft. Mitteilungen“ (Juli 2024)
|