Eine bisher wenig beachtete Seite des literarischen Werkes von Wolfgang Koeppen sind die vielfältigen Körperdarstellungen, die, so zeigt es die Autorin, zum charakteristischen »Koeppen-Sound« beitragen. Körper werden als wesentliches Instrument im Konstitutionsprozess von Bedeutungen erkannt. Im Fokus stehen dabei sowohl die Romane als auch bisher unerforschtes, teilweise autobiografisches Archivmaterial.
Die von Koeppen nahezu exzentrisch betriebenen Entformungsprozesse werden mit Michail Bachtins Körpertheorie kontextualisiert und weitergeführt. Ob in Form kranker Körper, literarischer Figurationen und Grenz-Inszenierungen von Geschlechtskörpern oder im Motiv der Mahlzeiten: In Koeppens Schilderungen versehrter und entformter Körper wird eine Auflösungsbewegung entdeckt, die den Deutungshorizont der Texte vervielfacht. Der Körper avanciert zu einem komplexen Ort einerseits subjektiver Erfahrungen der Figuren und andererseits erzähltheoretischen Experimentierens.