[…] In Herbert Uerlings’ and Iulia-Karin Patrut’s anthology Postkolonialismus und Kanon, we quickly learn that the status of postcolonial studies on the other side of theAtlantic appears less secure. They portray the institution of Germanistik in Europe as hostile to anything resembling „cultural studies“. In their portrayal, Germanistik in Germany views cultural and political questions as out of bounds for Literaturwissenschaft. The field views postcolonial studies as stridently political and inimical to the understanding of literature as art. Uerlings’ and Patrut’s anthology is an effort to change that perception by bringing postcolonial studies and canon-based research into conversation, primarily for an audience rooted in the German academy. […] Taken as a whole, the volume testifies to the contested canonicity of German postcolonial studies itself within Germanistik.
Daniel Reynolds in „German Quarterly Book Review“ (Fall 2012)
Zum Beitrag von Andrea Geier:
[…] Der Befund [der] kontrafaktischen Lektüre: Die im Zuge des Kolonialismus aufkommende Konstruktion des „Anderen“ […] ermöglichte erst die Konstruktion eines starken weißen, westlichen, meist männlichen Selbstbildes. In dieser Lesart ist etwa Gustav Freytags „Soll und Haben“ nicht nur antisemitisch; sondern eine postkolonial informierte Neulektüre fördert laut der Germanistin Andrea Geier auch zutage, dass der Roman zur großen Erzählung der Nationenbildung beigetragen hat, indem Freytag die jüdischen Figuren essentialisierend als Angehörige einer Kultur präsentierte, die man einfach nicht inkludieren kann. […]
Eva Berendsen in „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (16.01.2013)
[...] [Es ist] sehr zu begrüßen, dass der von Uerlings und Patrut herausgegebene Tagungsband in dreizehn Beiträgen das Thema »Postkolonialismus und Kanon« in seinen verschiedenen Facetten untersucht. [...] Der Gesamteindruck des umfangreichen Buchs bleibt zwiespältig. Am überzeugendsten sind die Beiträge dort, wo sie paradigmatisch die Möglichkeiten postkolonialer Forschung zeigen, wie etwa in Florian Krobbs Reiseliteratur-Analyse »›An dem glühenden Ofen Afrika’s, da ist mein Plätzchen‹. Eduard Vogel und die Wege ins Innere« (S. 181–206) und in Dirk Göttches souveränem Überblick »Deutsche Literatur afrikanischer Diaspora« (S. 327–360), der Strukturen eines postkolonialen Subkanons andeutet. Welche der vielen vorgestellten Namen und Werke später zu einer »postkoloniale[n] Kanonrevision« (S. 327) führen können, lässt sich heute sicherlich noch nicht näher bestimmen, weil die meisten der genannten Titel und Akteure die rezente Gegenwartsliteratur betreffen. Wer sich über die Stärke und Vielfalt germanistischer Postkolonialismus-Studien informieren will, erhält im Sammelband Anregungen und Arbeitsimpulse. [...]
Hermann Korte in „IASLonline“ (Juli 2014)
Zur vollständigen Rezension: http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=3714
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