Artikel-Nr.: 978-3-8498-1478-6
Die Studie befasst sich mit der Erweiterung des Gegenstandsbereichs postkolonialer Germanistik um rassismustheoretische Ansätze und legt Neuinterpretationen der kanonischen Texte »Iphigenie auf Tauris« (Goethe), »Effi Briest« (Fontane) und »Tauben im Gras« (Koeppen) vor. Im Fokus steht die Frage: Inwiefern produzieren, stabilisieren und subvertieren die Ästhetiken der Texte ein kulturelles Wissen über Weißsein, das zugleich durch interferierende vergeschlechtlichte und klassistische Diskurse gebrochen wird? Zusätzlich zu den kanonischen Texten bezieht die Studie in ihre postkolonialen Diskursanalysen einschlägige Unterrichtshilfen ein. Abschließend werden Perspektiven einer rassismussensiblen Literaturdidaktik entwickelt, die Diversitätsaspekte im Kontext von Methodik, Aufgabenkultur und Gesprächsführung berücksichtigen.
Daten |
Magdalena Kißling Weiße Normalität Perspektiven einer postkolonialen Literaturdidaktik Postkoloniale Studien in der Germanistik Band 10 2020 [als Print-Ausgabe: 2020: ISBN 978-3-8498-1333-8] ISBN 978-3-8498-1478-6 432 Seiten E-Book (PDF-Datei), 2,2 MB |
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Inhalt |
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Autoreninfo |
Magdalena Kißling ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Universität zu Köln. Sie studierte Germanistik und Sozialwissenschaften auf Lehramt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Literatur- und Mediendidaktik, Postcolonial und Cultural Studies, Diskursanalyse sowie diversitätssensible Gesprächsführung und Aufgabenkultur. |
Lese-/Hörprobe |
Leseprobe: lp-9783849813338.pdf |
Aus der Kritik |
Magdalena Kißling legt [...] eine Fragestellung vor, die nicht nur interessant ist, sondern durchaus aktuell und sowohl für die Germanistik wie für die Literaturdidaktik wertvolle Anregung bietet. Kißling wirft die Frage auf, ob rassistische Implikate in fiktionale Texte eingehen, ohne dass diese bisher in der Rezeption eine Beachtung gefunden haben. Dabei grenzt sie die rassistische Perspektive auf eine weiße, d.h. eurozentrische Sichtweise ein. Vor dem Hintergrund der europäischen Kolonialgeschichte sind explizit ideologische Texte dieser Epochen bekannt. Aber Kißling untersucht drei Texte, die scheinbar frei von solchen Implikaten sind: Goethes Iphigenie auf Tauris, Fontanes Effie Briest und Koeppens Tauben im Gras. [...] Kißling geht aber über diese Bestandsaufnahme hinaus, sie kündigt eine ‚postkoloniale Literaturdidaktik‘ an. Und der methodologische Aufbau dieser Konzeption dürfte von besonderem Interesse sein. [...] Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der ambitionierte Zugriff und die Fragestellungen durchaus ihre Berechtigung haben. Allerdings muss der Autorin entgegengehalten werden, dass sie die Frage nach der Passung von Leser und Text nur postuliert, eigentlich nur solche Bedingungen aufzählt, die sich aus der germanistischen Sicht ergeben. Die notwendigen Erwerbsvoraussetzungen, die psychischen Imperative der Adoleszenz und nicht zuletzt die fehlende empirische Basis ihres Ansatzes lassen viele der behaupteten Wirkungszusammenhänge als hoch spekulativ erscheinen. Dennoch ist nicht nur der Autorin, sondern der Literaturdidaktik zu wünschen, diese Leerstellen in der wissenschaftlich begleiteten Unterrichtspraxis schließen zu können. [Magdalena Kißling] [...] untersucht in ihrer Studie mit dem Titel „,Weiße‘ Normalität“ kanonische literarische Texte im Deutschunterricht. Dabei interessiert sie, ob und wie in Literatur ein „weißer Blick als Normalität hergestellt, festgeschrieben und über die Rezeption der Texte tradiert wird“ (S. 12). [...] Im Rückgriff auf Butler macht Kißling in ihrer Arbeit grundsätzlich auf die Wirkmächtigkeit von Sprache aufmerksam. [...] Verletzbarkeit durch Sprache [...] beruht auf der Annahme, dass Sprache zwar „oberflächlich betrachtet, den Körper nicht (beschädigt)“ (S. 99), doch die Erzeugung von Schmerz – auch in einem somatischen Sinne – durchaus zu bestehen scheint. [...] Sprache kann, insofern sie ein Herrschaftsverhältnis aktualisiert, Traumata auslösen. [...] Für die Umarbeitung der Analyseergebnisse zu „Perspektiven einer postkolonial ausgerichteten Literaturdidaktik“ (S. 298) kreiert die Autorin ein eigenes umfangreiches zu Auseinandersetzungen mit Rassismuserfahrungen und den Strategien im Umgang mit ihnen noch vielfach fehlen. Ein Element der Konzeption ist auch ein Kriterienkatalog, der es ermöglichen soll, Unterrichtsmaterialien, wie auch das Schulbuch, daraufhin zu analysieren, ob und wieweit die Kategorie ‚Rasse‘ als kritische Analysekategorie berücksichtigt werde. [...] In Weiße Normalität, Magdalena Kißling seeks to make explicit the power of language to injure and marginalize through literary and educational discourses of representation and instruction. This undertaking is carried out through careful analysis of three wellknown works (Johann Wolfgang von Goethe’s Iphigenie auf Tauris, Theodore Fontane’s Effi Briest, and Wolfgang Koeppen’s Tauben im Gras) against the backdrop of their didacticization. […] Extensively researched, the monograph provides many details for instructors and literary critics alike. […] Kißling’s monograph makes an important contribution to the fields of literary criticism and postcolonial studies and is additionally useful for educators teaching German language and literature. […] |
Reihe |
Postkoloniale Studien in der Germanistik Band 10 |