Verstellung, Heuchelei, Täuschung und Fake bilden in unserer als ‚postfaktisch‘ beschriebenen Gesellschaft einen wesentlichen Aspekt gegenwärtiger Krisen. Zugleich handelt es sich um Phänomene, die der erkennenden Durchdringung verborgen bleiben sollen: Die Diskrepanz von Sein und Schein, von außen und innen, von Rede und innerer Überzeugung ist nur schwer greifbar.
Seit der Antike analysiert die Literatur unterschiedliche Formen von simulatio und dissimulatio in Politik, Religion und Gesellschaft. Sie bedient sich spezifischer Verfahren, wie Allegorien, Bilder, Vergleiche, Metaphern und besondere Erzähltechniken, um Hypokrisie einer breiteren Öffentlichkeit sichtbar vor Augen zu stellen.
Der Band versammelt Beiträge aus Germanistik, Latinistik, Romanistik, Geschichtswissenschaft und Philosophie, die epochenübergreifend Phänomene der Verstellung untersuchen und dabei insbesondere deren literarisch-künstlerische Verhandlung in den Blick nehmen.