[Der Band] beginnt mit einer kompetenten Sichtung der weitverzweigten Forschungsliteratur durch die beiden Herausgeberinnen. Darauf folgen elf materialreiche und forschungsnahe Beiträge, die die aktuelle Forschungslandschaft gut abschreiten, die aber, was Reichweite und Relevanz ihrer Themen angeht, von unterschiedlichem Kaliber sind. [...] Interessant wird es, wo Prozesse eines in beide Richtungen über den Atlantik gehenden Kulturaustausches in ihrer ganzen Komplexität greifbar werden. So macht Harald Lönnecker die transatlantischen Netzwerke deutscher Burschenschaften überhaupt erstmals sichtbar. Alexander Ritter zeigt, wie der aus Österreich stammende Karl Postl, der unter dem Pseudonym Charles Sealsfield Amerikaromane schrieb, in den USA der 1840er Jahre für rund fünf Jahre als künftiger Nationalschriftsteller gefeiert wurde, bevor er nicht zuletzt aufgrund von ungeklärten Fragen des Urheberrechts in Vergessenheit geriet. Thomas Giese rekonstruiert, wie der in Deutschland geborene, in die USA ausgewanderte und dann an der Kunstakademie in Düsseldorf ausgebildete Maler Emanuel Leutze mit „Washington Crossing the Delaware“ ein Gemälde schuf, das, aus hochkomplexen transnationalen Bezügen erwachsend, in den USA zu einer nationalen Ikone wurde. Hier erschließt der Band jenseits aller Bestandsaufnahme interessante neue Forschungsperspektiven.
Volker Depkat in „Historische Zeitschrift“ (Heft 310/2, 2020)
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