[...] Christina Ujma hat sich in zahlreichen Forschungsbeiträgen jener deutschsprachigen Schriftstellerinnen angenommen, die in der Aufbruchstimmung des Risorgimento Italien bereisten oder sich dort niederließen. Der vorliegende Band entreißt diese Frauen einem mehrfachen Vergessen: dem der nach 1945 kaum noch bekannten Autorinnen des 19. Jahrhunderts, dem der ebenso vergessenen politisch-historischen Zusammenhänge, in denen diese Frauen schrieben, und dem der von diesen Autorinnen entwickelten literarischen Formen. [...] Das kundige und lebendige Bild, das Ujma in der Lektüre dieser Autorinnen zeichnet, bietet vielfältige biographische und intellektuelle Anknüpfungspunkte in unterschiedliche Himmelsrichtungen. Hier wird überzeugend zusammengefasst, was die Autorin in den letzten Jahrzehnten an Forschungsarbeit zu diesem Thema geleistet hat. Dass es einen Abschluss bedeuten muss, liegt daran, dass sie im letzten Jahr plötzlich verstorben ist. Die auch politisch engagierte Literaturwissenschaftlerin Christina Ujma forschte nach ihrer Promotion in Marburg bei Gert Mattenklott über Ernst Bloch an der englischen Universität Loughborough, an der Uni Paderborn und an diversen italienischen Hochschulen vor allem auch zu deutschsprachigen Autorinnen in Italien, wozu sie zahlreiche Studien veröffentlichte. Ihre Arbeiten finden mit diesem aus dem Nachlass von ihrer mehrfachen Ko-Autorin Rotraut Fischer und Ruth Ujma herausgegebenen Band einen Abbruch. Über den traurigen Verlust der Wissenschaftlerin hinaus ist zu befürchten, dass das von ihr entscheidend mit-konturierte Forschungsgebiet ohne ihre Beiträge weitgehend verwaist bleiben wird.
Markus Bauer in „literaturkritik.de“ (Oktober 2017)
Zur vollständigen Rezension: http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=23703
Italien ist ein Faszinosum seit dem Mittelalter, »literarisierter deutscher Traum« (S. 9), attraktives Ziel von Pilger-, Kunst- und Bildungsreisen, doch literarische Begegnungen des 19. Jahrhunderts mit dem Sehnsuchtsland der Deutschen sind in der deutschen Literaturwissenschaft eher spärlich erforscht, zumal die Reiseberichte schreibender Frauen – so lautet die These Christina Ujmas zu ihrer neuesten Untersuchung [...]. Unvermittelt bricht Ujmas Untersuchung ab [...], genau wie das Leben der Wissenschaftlerin Christina Ujma, die viel zu früh während der Arbeit an diesem informativen, lesenswerten und interessanten Buch im Mai 2016 gestorben ist, das Ausdruck gibt von ihrer mitreißenden Forschungsleidenschaft: Frauen- und Reiseliteratur, Revolution und Italien, die, ausgehend von Fanny Lewald, immer weitere Kreise gezogen hat. Rotraut Fischer und der Aisthesis Verlag ehren mit diesem Buch das Andenken einer engagierten Forscherin.
Gabriele Schneider im „Heine-Jahrbuch“ (November 2017)
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