Wozu dienen Täuschungen? Wieso werden sie geliebt, besungen, gesponsort und zugleich gefürchtet, totgeschwiegen, gejagt? Ist Täuschen Kunst oder Delikt? Phantasie oder Biologie? Entertainment oder Aggression? Warum unterscheidet die Sprache zwischen Fälschung, Irrtum, Fiktion, Irreführung, Illusion, List, Blendwerk, Bluff, Mimikry, Halluzination, Simulation, Ammenmärchen, Räuberpistolen, Seemannsgarn, Schwindeln, Verleumden, Anschwärzen und Aufschneiden, bis der Mond rot wird und einem Hören und Sehen vergeht? Sind Schriftsteller Lügner? Wieso? Was ist blaue Interpretation? Und wie hängt der diebische Pavian, der seiner Sippe Freßfeinde vortäuscht, um der Bestrafung zu entgehen, mit Hugo von Hofmannsthals Chandosbrief zusammen?
Dieses Buch ist ein Essay über die Täuschung, ein Manifest für deren transdisziplinäre Erforschung und eine Polemik gleichermaßen gegen Totalitarismus wie postmodernes laissez-faire in der Literaturwissenschaft.
Aus literarischen Filettexten der Genesis und der Iphigenien von Goethe und Euripides wird die Geschichte der Täuschungsaustreibung rekonstruiert und ein Szenario für einen dringend nötigen Rezeptionsschub entworfen, in dem Literatur das Leitmedium, blaue Interpretation den Königsweg und Literaturwissenschaft die Kerndisziplin bilden.
Dagmar Just
Auf der Suche nach der Täuschung
Für blaue Interpretation
2005
ISBN 978-3-89528-515-8
208 Seiten
kartoniert
Dagmar Just lebt und arbeitet seit ihrem Studium der Germanistik und der Literaturwissenschaft als Autorin und Literaturwissenschaftlerin in Berlin.
Der Wert der Studie dürfte v.a. in ihrem unkonventionellen Zugriff liegen, der manche verfestigte Lesart in Frage stellt und neue Verknüpfungen vornimmt.
Gunter E. Grimm in „Germanistik. Internationales Referateorgan mit bibliographischen Hinweisen“ (48/2007, H. 1-2, S. 142)