Gappmayr, Gaby: Sprache und Raum

Artikel-Nr.: 978-3-89528-444-1
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Wenn Pierre Garnier 1963 ein Manifest zur Gründung des Spatialismus entwarf, in dem er programmatische Leitmotive und eine Ästhetik seiner Dichtung darstellte, so ist dieser „Leitplan“ einer neuen Dichtung weniger als direkte Gegenbewegung zu dem in den fünfziger Jahren vor allem in Frankreich wieder aktuellen Surrealismus zu verstehen, sondern vielmehr als Möglichkeit, im Austausch mit anderen Dichtern und Künstlerfreunden nach einer im wörtlichen Sinn des Wortes „neuen Sprache der Dichtung“ zu suchen. Das oben erwähnte Zitat Garniers, „Das Wort ist ein Objekt“, ist demnach in diesem Kontext als Postulat einer neuen Konzeption von Dichtung aufzufassen. Eine der poetologischen Voraussetzungen bei Pierre und Ilse Garnier ist die Selbständigkeit des Wortes. Das Wort ist eine Entität. Es hat Eigenschaften, die denen eines Gegenstandes unserer Wahrnehmung ähneln. Aus der Differenzierung der Schallwellen, d.h. ihrer unterschiedlichen Ausdehnung im Raum, entsteht gesprochene Sprache. Die Schrift hingegen ist die bildliche Ebene der Wörter. Ein Buchstabe hat eine ihm eigene Architektur, eine individuelle Physiognomie. Im Spatialismus, so Pierre und Ilse Garniers literaturwissenschaftliche Referenz, werden diese Aspekte der Sprache zu den Fundamenten ihrer Dichtung. Es geht ihnen um die Voraussetzungen von Sprache und die Beziehung der Sprache zum Raum. In einer phänomenologischen Betrachtung französischer Lyrik seit Stéphane Mallarmé sind im Folgenden die Unterschiede in der Konzeption des Raumes in Bezug auf die Sprache darzustellen. Ein wesentlicher Aspekt ist zudem die Analyse der Manifeste des Spatialismus und das literarisch-künstlerische Umfeld der 60er und 70er Jahre.

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