Bettine von Arnims Werk bezeugt den Skandal einer Autorinnenschaft, die aus der Rolle disziplinierter Weiblichkeit fällt. Die vorliegende Studie diskutiert die Exzentrik Bettines als inszenierte »Naivität« - ein Verhalten, dessen »kindische« Zweideutigkeiten manchen Beobachter verzweifeln lassen. Schillers Abhandlung Über naive und sentimentalische Dichtung bannt solche Zweifel mit der geschichtsphilosophischen Nobilitierung des »Naiven« im Rahmen einer sentimentalischen Wahrnehmung. Die poetologische Rückwendung dieser Konstellation auf den Briefwechsel zwischen einer »sentimentalischen« Günderode und einer »naiven« Bettine zeigt ihr individuelles Gegeneinander als programmatisches Zusammenspiel vor einer philiströsen Mitwelt, deren Machtansprüche es im romantisch-idealistischen Kunststreben zu überwinden gilt.
Hedwig Pompe
Der Wille zum Glück
Bettine von Arnims Poetik der Naivität im Briefroman Die Günderode
1999
252 Seiten
gebunden
ISBN 3-89528-257-X
Hedwig Pompe studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Bonn und wurde 1998 an der Universität Bielefeld promoviert. Zur Zeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kölner kulturwissenschaftlichen Forschungskolleg »Medien und kulturelle Kommunikation« und arbeitet zur Gelehrsamkeit des 18. Jahrhunderts.
[...] Hedwig Pompe hat Ansätze feministischer Literaturwissenschaft mitbedacht, diese drängen sich im Text aber nicht auf, sondern die Analyse erfolgt eher aus einem poetologisch-ästhetischen Blickwinkel. Das macht den Text auch außerhalb der Bettine-von-Armin-Forschung interessant für Fragestellungen, die sich mit klassisch-romantischer Poetik oder auch mit einer von Autorinnen konzipierten Poetik auseinandersetzen.
Andrea Geffers in 'Virginia. Frauenbuchkritik', Frühjahr 2000